Der Referent erzählte von den Entwicklungen der Nazi Szene in ganz Deutschland seit dem Fall der Mauer. Dabei machte er auch auf die Wege, die die Nazis nutzen, um sich auszubreiten aufmerksam. Unter anderem kam er dabei auf die "freien Kameradschaften" der Nazis zu sprechen. Diese sind, so der Referent, eine große Gefahr. Die "Freien Kameradschaften" haben keine rechtliche Struktur.Sie sind weder ein Verein, noch eine Partei oder sonst etwas. Sie waren die Reaktion der Nazis auf die Verbote gegen verschiedene rechte Parteien, Vereine und sonstige Organisationen (z.B. Blood & Honour). Die Zeit, in der die NPD ein Demonstrations-Stop verhängt hatte, nutzten die "freien Kameradschaften" um wieder verstärkt als "Truppe die die Interessen des Volkes durchsetzt" in Erscheinung zu treten, und sich dadurch weiter auszubreiten.
Es wurde außerdem berichtet, dass bei den Nazis nicht 100te von Leuten Aktionen planen, sondern, dass immer die gleichen paar Herren für Demos, Aktionen und Überfälle verantwortlich sind. Diese "Führungsclique" wurde dann kurz vorgestellt.
Die Aufmärsche der Nazis sind für diese nur intern interessant. Durch diese wird das Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt. Ausserdem fühlen sich Jugendliche die zum ersten mal dort mitlaufen so toll, dass sie hinterher richtig begeistert von ihren neuen Kameraden sind, und selber zu solchen Nazis werden. Das dieses Gefühl bei den Nazis nicht entsteht, wenn der Gemüsehändler an der nächsten Ecke sich ne goldene Nase durch sie verdient hat, wurde ebenfalls mit sehr lustigen Fotos gezeigt. In diesem Zusammenhang wurde auch auf die beiden nächsten Aufmärsche am 10.2. in Hagen und am 3.3. in Dortmund aufmerksam gemacht. Ausserdem wurde der Beschluss von Worch, in Dortmund von nun an alle 2 Monate Aufmärsche zu machen erwähnt. So ist in nächster Zeit wahrscheinlich mit weiteren Nazi-Demos zu rechnen. Wann der erste Aufmarsch in Bochum stattfinden wird ist wohl nur noch eine Frage der Zeit.
Bei den Aufmärschen im letzten Jahr sind über 1500 GegendemonstrantInnen (darunter auch viele Kinder) festgenommen worden.
Seinen Vortrag beendete der Referent mit ein paar Worten zu den aktuellen Entwicklungen in Deutschland.
Es gibt zur Zeit noch keinen Grund sich zurück zu lehnen, und sich auf den Staat zu verlassen. Dieser würde erst eingreifen, wenn ein Image-Schaden für ihn entstünde. So gibt es zwar, durch den derzeitigen Image-Schaden ein paar Tätigkeiten von staatlicher Seite, allerdings sind diese nur sehr oberflächlich, und werden auch schon bald wieder abklingen, weil die Medien bereits jetzt weniger über das Thema berichten. Er forderte deshalb dazu auf selber etwas gegen Nazis zu tun, um die rechte Entwicklung zu stoppen.
Er machte auch noch einmal darauf aufmerksam, dass die Politik der CDU den Nazis z.Zt. sehr stark entgegenkommt.Die Nazis machen es sich zu nutze, dass die CDU Argumente und Sprüche für sie liefert. Diese werden dann noch einmal etwas zugespitzt und von ihnen wiederverwendet. So wurde der CDU Spruch "Kinder statt Inder" anschließend als Wahlslogan der REPs genutzt.
Die Reaktionen der Politik auf die rechten Entwicklungen gehen, so der Referent, meist in die Richtung, dass der Staat die Ereignisse nutzt, um Mittel zur Repression von Menschen durchzusetzen. So wird z.B. mit rechtsradikale Übergriffen für Videoüberwachung und für die Einschränkung des Demonstrationsrecht argumentiert. Sollten diese Gesetze allerdings durchkommen, sind davon nicht nur Nazis betroffen, sondern auch alle anderen Menschen. So ist zu befürchten, dass die Kriminalisierung von linken dadurch ebenfalls weiter vorangetrieben wird.