Die Soziale Liste Bochum zur Debatte um ein neues Konzerthaus
Rede von Günter Gleising vor dem Kulturausschuss, Sitzung am 15. März 2006


Die Erwartungen an die heutige Sitzung des Kulturausschusses waren hoch. Ich befürchte jedoch angesichts des neuen Beschlussvorschlages der Rathauskoalition, dass die Sitzung heute ausgehen wird wie das berühmte "Hornberger Schießen" und die Entscheidung erneut um Monate vertagt wird.

Trotzdem möchte ich die Position der Sozialen Liste Bochum deutlich machen. Die Soziale Liste Bochum lehnt den Bau eines Konzerthauses ab und wird in der Ratssitzung am 30. März 2006 auch gegen die Beschlussvorlage stimmen.

Wir sind der Meinung, dass man nicht ständig die Gebühren und Belastungen für die Bürger erhöhen, mangelnde Finanzen auf allen Ebenen beklagen kann, gleichzeitig aber beschließt, neue Prestigeobjekte auf Pump zu bauen und mit hohen städtischen Zuschüssen betreiben will. Ich möchte in diesem Zusammenhang auch auf den Sozialbericht und die hohe Arbeitslosigkeit in der Stadt verweisen.

Ein weiteres Argument: Im Umkreis von 50 km existieren mit der Tonhalle Düsseldorf, der Philharmonie Essen und dem Konzerthaus Dortmund ähnliche Einrichtungen.
In einigen Monaten wird auch die Konzerthalle der Duisburger Philharmoniker im "City-Palais" fertig gestellt sein.

Alle Einrichtungen haben einen Zuschussbedarf von mehreren Millionen Euro jährlich, der von den Städten aufgebracht werden muss.
Alle Einrichtungen und haben große Probleme mit der Auslastung.
Schon heute tragen diese Konzerthäuser maßgeblich zu den Überkapazitäten bei den Veranstaltungsstätten im "hochwertigen Veranstaltungs- und Konzertbereich" bei.

Auch unter diesen Bedingungen ist aus unserer Sicht der Bau eines weiteren Konzerthauses nicht zu vertreten.

Die Chancen für ein Konzerthaus sind in besseren Zeiten verpasst worden.
Aber da wurden ja bekanntlich andere Prioritäten gesetzt.
Den Einwurf kann ich mit nicht verkneifen und möchte auch daran erinnern, dass manche im Rathaus das Bochumer Orchester sogar mit dem Dortmunder zusammenlegen wollten.
Eine verpasste Chance ist auch der RuhrCongress, der beispielsweise überhaupt nicht vorsieht, hier hochwertige Musikveranstaltungen durchführen zu können. Er ist schlichtweg für die Bochumer Symphoniker weitgehend unbrauchbar.

Wenn wir auch den Konzerhausbau ablehnen, sind wir jedoch dafür nach Alternativen zu suchen. Nach kostengünstigen!

Wir könnten uns z. B. vorstellen, die vorhandene und wenig genutzte Jahrhunderthalle als Spiel- und Probenstätte für die Symphoniker zu nutzen. Hier beteiligt sich die Stadt Bochum schon jetzt mit 400.000 Euro jährlich an den Betriebskosten. Allerdings müsste dort eine Heizung eingebaut werden, da die Halle so nur im Sommer nutzbar ist.

Wir meinen: Hier ist ausreichend Platz vorhanden, auch könnte mit (mobilen) Raumteilern gearbeitet werden. Eine Koordination mit dem Klavierfestival und der Ruhr Triennale sollte ebenso zu bewältigen sein, wie die Schaffung der vertraglichen, räumlichen und finanziellen Voraussetzungen.

Auch die ungesicherte Zukunft der Jahrhunderthalle spricht dafür, hier nicht zusätzliche Kapazitäten zu schaffen (50 weitere Veranstaltungstage im Konzerthaus sollen für die BVG geschaffen werden!), sondern sich zu konzentrieren.

Zur Frage, ob die Jahrhunderthalle überhaupt als Veranstaltungsort für die Bochumer Symphoniker geeignet ist, möchte ich auf die zahlreichen Veranstaltungen und hervorragenden Kritiken verweisen.

Zitat aus einem Zeitungsbericht:
"Und die große Jahrhunderthalle, bisweilen gern als Bochumer Kathedrale der Kultur bezeichnet, war ohne Frage ein hervorragend geeigneter Aufführungsort. Den Bochumer Symphonikern gelang - wie schon vor zwei Jahren im Konzerthaus Dortmund - eine erstklassige, energiegeladene musikalische Umsetzung"
Zeitungskritik vom 18. 11. 2005, ich glaube der Autor sitzt hier sogar im Saal.

Unabhängig von der Frage des Konzerthauses tritt die Soziale Liste Bochum für die schnelle Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Bochumer Symphoniker ein. Die derzeitigen Möglichkeiten für Proben, aber auch die vorhandenen Sozialräume und Arbeitsbedingungen, sind nicht akzeptabel. Das wurde bei Ortsterminen, zuletzt am vorgestrigen Montag deutlich. Hier muss etwas getan werden. Einen direkten Zusammenhang mit dem Konzerthausbau sehen wir hierbei aber nicht, bzw bedingt das eine nicht das andere.

Die Soziale Liste Bochum weist aufgrund der aktuellen Diskussion auch auf den Anspruch hin, dass Kultur für alle Bürger der Stadt Bochum erfahrbar sein und bleiben muss.

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