Rede von Horst Hohmeier,
Anti-Atomplenum, auf der Kundgebung des Bochumer Friedensplenums am 3.11.01
Castortransporte
in Kriegszeiten ist das Thema meiner Rede.
Der Hintergrund:
Am 12. November soll der 2. Castortransport in diesem Jahr aus der französischen WAA La Hague nach Gorleben
durchgeführt werden.
Zeitgleich findet,
ausgelöst durch die schrecklichen Terroranschläge am 11. September in New York, eine Diskussion über
mögliche weitere terroristische Ziele statt, die Atomanlagen explizit mit einschließen.
Diese Bedrohungslage
ist angeblich neu und war in ihrer Tragweite nicht absehbar, behaupten unsere PolitikerInnen. Diese Behauptung
ist eine weitere Lüge in der Diskussion um die Harmlosigkeit und Sicherheit von Atomanlagen.
Atomenergie, sei
es als Bombe oder als Atomanlage, hat in den kranken Hirnen von Militärstrategen und Geheimdienstlern, seit
es sie gibt, immer eine Rolle gespielt. Eine wirkliche Trennung zwischen militärischer und vorgeblich friedlicher
- in Wirklichkeit wirtschaftlicher - Nutzung gibt es nicht.
Atomanlagen sind
und waren immer stationäre, sozusagen immobile Atombomben. Auch das Szenario von Terrorattacken auf Atomanlagen
ist nicht wirklich neu, sondern wurde in der Vergangenheit immer nur verharmlost und heruntergespielt.
Holger Strom, Autor
eines umfangreichen Buches über die Gefahren der Atomenergie mit dem schönen Titel „Friedlich in die
Katastrophe“, zitiert bereits in den 70-er Jahren aus einer Anhörung vor der amerikanischen Sicherheitsbehörde
für Atomanlagen einen Sabotageoffizier der amerikanischen Marine mit dem Statement: „Ich könnte mit 4
oder 5 Männern aus unseren Spezialeinheiten jedes Atomkraftwerk der Welt zur Havarie bringen.“ Auch der Innenausschuss
des dt. Bundestages hat bereits in den 70-ern eingeräumt - gegen eine gut ausgeführte Sabotageaktion
vollkommen hilflos zu sein.
Die Möglichkeit
eines Flugzeugabsturzes, - sei er zufällig oder absichtlich herbeigeführt spielt dabei keine Rolle, wird
von der Anti Atom Bewegung ebenfalls seit vielen Jahren thematisiert - und nur ihr ist es zu verdanken, das wenigstens
die neueren Kraftwerke gegen den Absturz von kleinen Zivilflugzeugen und Militärjets geschützt wurden.
Nach dem Ende der
Ost- West- Konfrontation - mit
dem Resultat, dass die USA als größte Militärmacht der Welt übrig geblieben sind - agiert
auch die Atommafia, zu der auch die größten dt. Konzerne gehören - weltweit.
Und - auch wenn
ich es falsch finde - Tote gegeneinander aufzurechnen, bleibt die Feststellung, dass diese Atommafia mehr Menschenleben
auf dem Gewissen hat als das Al Kaida Netzwerk eines Osama Bin Laden. Allein an den Folgen der Reaktorkatastrophen
von Harrisburg (USA) und Tschernobyl (Ukraine) sind tausende von Menschen gestorben, mehr als 2 Mio sind in ihrer
Gesundheit beeinträchtigt.
In den Uranabbaugebieten
der USA, Kanadas und Australiens werden indigene Völker aus ihren Reservaten vertrieben, ermordet oder sterben
an den Folgen der radioaktiven Verseuchung. In Zentralafrika, besonders im Kongo unterstützen die Industrienationen
einen Bürgerkrieg mit 100.000-en von Toten, um sich den Zugriff auf Rohstoffe insbesondere auch Uran zu sichern.
Frankreich hat damit
begonnen die Wiederaufarbeitungsanlage La Hague mit Boden-Luft-Raketen zu sichern und es bleibt abzuwarten, wann
aus Versehen die erste Passagiermaschine abgeschossen wird.
Nachdem der erste
Castortransport im März dieses Jahres mit der absurden Begründung, wir
Deutschen müssten unseren deutschen Atommüll zurücknehmen, durchgeführt wurde, wird es bei
dem jetzt anstehenden Transport richtig verrückt.
Das staatliche und
wirtschaftliche Leben in der BRD müsse auch in Kriegszeiten normal fortgesetzt werden, argumentieren Innenminister
und Bundeskanzler.
Aber - was ist normal
an einem Castortransport?
Ein ganzer Landkreis
wird von Polizei und BGS besetzt und belagert und es herrschen spätestens bei der Ankunft des Transportes
bürgerkriegsähnliche Zustände. Wochen vorher werden elementare Grund- und Freiheitsrechte außer
Kraft gesetzt, Wohnungen durchsucht, Telefone abgehört, Lügen verbreitet und Menschen in vorbeugenden
Gewahrsam genommen.
Das neue sogenannte
Sicherheitspaket zum Schutz gegen Terror wird, genau wie auch schon zu Zeiten der RAF, in erster Linie gegen die
Antiglobalisierungs-, Anti-Atom-Bewegung und andere linke und systemkritische Menschen eingesetzt werden. Was hier
an gesetzlichen Maßnahmen umgesetzt wird, ist der Wunschtraum unserer Innenminister und der verschiedenen
Dienste. Der Anschlag in New York ist nur der Vorwand.