Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen
Liebe Kollegin, seit August 1998 befinden wir uns mit der Citibank in einer für uns beispiellosen Auseinandersetzung. Keine andere Bank verstößt so massiv gegen Schutzrechte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und gegen Sozialstandards. Keine andere Bank baut so ungeniert Arbeitsplätze ab wie die Citibank. Der hbv-Gewerkschaftstag hat im November 1999 beschlossen, die Auseinandersetzung mit der Citibank zur Aufgabe für die Gesamtorganisation zu machen, die internationalen Gewerkschaftsorganisationen zur Unterstützung aufzufordern und einen bundesweiten Boykottaufruf vorzubereiten. Zwischenzeitlich ist die Gewerkschaft hbv dem in Duisburg ansässigen Kampagnennetzwerk "CITI-CRITIC" beigetreten, das von unterschiedlichen sozialen, politischen, kirchlichen und gewerkschaftlichen Organisationen unterstützt wird. Unter dem obigen Motto fordern wir die Wiedereinstellung der zu Unrecht Entlassenen und sofortige Wiederaufnahme der Tarifverhandlungen für das Callcenter in Duisburg. Um dies durchzusetzen, fordern wir die Bevölkerung bundesweit und auch in Bochum auf, kein Konto bei der Citibank zu eröffnen. Die Citibank erklärte seinerzeit die Absicht, ihre Callcenter-Aktivitäten in Duisburg zu zentralisieren. Betroffen waren zunächst mehr als 1.000 Beschäftigte in Duisburg, Bochum, Bremen, Gelsenkirchen, Köln und Mannheim. Die neue eigenständige GmbH sollte tariflos bleiben, die ArbeitnehmerInnen ihre bisherige Tarifbindung an den bundesweiten Bankentarifvertrag verlieren. Die Beschäftigten in Bochum und Duisburg haben gemeinsam mit der Gewerkschaft hbv sich gegen diese Pläne gewehrt und den Abschluß eines Haustarifvertrages verlangt. Erst nach mehreren Streiks war die Bank überhaupt bereit, mit uns zu verhandeln. Dies jedoch nie mit ernsthaftem Willen zu einer Einigung. Im Gegenteil wurde der erste Anlaß zum Vorwand genommen, aus den Tarifverhandlungen auszusteigen. Die Betriebe wurden zum 30.06.1999 geschlossen. Die Citibank wählte für die Umstrukturierung eine Rechtskonstruktion, die den § 613a BGB umgeht. Die Streikenden bekamen eine Beendigungskündigung, für die Streikbrecher wurde ausgerechnet im Duisburger Landschaftspark eine große Streikbrecherparty veranstaltet und nur diese bekamen Arbeitsplatzangebote in der neuen Citicorp Dienstleistungs GmbH. In Bochum vernichtete die Citibank 450 Arbeitsplätze im Call-Center, bot allerdings nur 100 Beschäftigten einen neuen Arbeitsplatz im Call-Center Duisburg an; die anderen Beschäftigten seien für diese neue Aufgabe nach Aussagen der Bank entweder zu hoch oder niedrig qualifiziert. Damit wurde eine kritische Belegschaft mit einem engagierten Betriebsrat mehrheitlich auf die Strasse gesetzt. Wir wissen, dass in der Citibank ein gnadenloses "Change-Management" praktiziert wird: Die "Anpassungsunfähigen" werden entfernt, neue, unbedarfte Leistungswillige sollen an ihre Stelle treten. In der Bank findet ein ständiger Verdrängungsprozess statt; das Herauskaufen ist regelmäßige Praxis; wer in der Nähe eine Gewerkschaftsfunktionärs gesehen wird, muss mit negativen Konsequenzen rechnen. Die Citibank ist kampagnenempfindlich. In anderen Ländern hat sie sich öffentlichem Druck bereits beugen müssen. Erklärtes Ziel der Citibank ist es, jährlich 20 % an Neukunden zu gewinnen und große Unternehmen mit ihren Betriebsangehörigen an sich mit Sonderrabatten zu binden. Wir haben mit der Citibank die weltgrößte Finanzdienstleistungsgruppe als Gegner, so daß wir Dich bzw. Euch um eine breite Unterstützung in Bochum bitten.
Bitte sprecht mit euren Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben, hängt den Aufruf im Betrieb aus, verschickt Postkarten an die Citibank, unterstützt die Kampagne durch einen eigenen Aufruf, nehmt an der obigen Verteilaktion teil .... Die Citibank muss spüren, dass die Kampagne in breiten Teilen der Bevölkerung und in den Betrieben zur Kenntnis genommen wird. Sie muss merken, dass die Kampagne zu Imageverlusten führt und sie ihre Geschäftsziele bei Aufrechterhaltung ihrer menschen- und gewerkschaftsfeindlichen Haltung nicht erreichen wird. Mit freundlichen Grüßen Gewerkschaft Handel, Banken
gez. Gerd Vatterot gez. Helmut Süllwold |