Einladung zum Vorbereitungstreffen für
eine »Freifahrt-Kampagne« im VRR
am 4. Mai, 19.30 Uhr im Sozialen Zentrum Bochum


Ausgehend von dem Recht auf Mobilität und der damit verknüpften
Forderung nach einer freien/kostenlosen Benutzung der öffentlichen
Verkehrsmittel möchten wir eine Kampagne vorschlagen, die InhaberInnen
von »Mitnahme-Tickets« (Ticket-1.000, Ticket-2.000, Semesterticket,
usw.) auffordert, Menschen ohne Ticket mitzunehmen und umgekehrt
Menschen ohne Ticket auffordert sich mitnehmen zu lassen. Diese Idee
enstand im Umfeld des Bochumer Sozialforums und soll nun konkrete
Formen annehmen.

Ein Blick zurück: In den 70er Jahren kam es nach kräftigen
Preiserhöhungen im öffentlichen Nahverkehr nicht nur zu massiven
Protesten und Aktionen des zivilen Ungehorsams (u.a. Sitzblockaden vor
Straßenbahnen), sondern auch zu sogenannten »Rote-Punkt-Aktionen«.
BesitzerInnen von PKWs nahmen, z.B. auf dem Weg zur Arbeit, andere
Menschen mit. Sie kennzeichneten Ihr Fahrzeug mit einem roten Punkt und
fuhren mehr oder weniger systematisch die Haltestellen von Straßenbahnen
und Bussen an. Diese Alltagssolidarität ging seinerzeit weit über die
politische Szene hinaus. Sie unterlief, zumindest temporär, den Zwang
zum Kauf einer Beförderung und stellte ihn öffentlich in Frage.

Von solchen Massenmobilisierungen sind wir heute weit entfernt, und ein
Verweis auf die 70er Jahre, kann im Rahmen einer neuen Kampagne,
besonders bei jüngeren Menschen, an kein vorhandenes soziales Gedächnis
anknüpfen. An »Rote-Punkt-Aktionen« wird sich niemand mehr erinnern.
Dennoch wäre die Intention der Kampagne – Alltagssolidarität zu stiften
– heute wie damals dieselbe. Allerdings agieren wir heute in einer viel
gespalteneren gesellschaftlichen Situation mit anderen
Kräfteverhältnissen. Es gibt aktuell keine zugespitzte öffentliche
Diskussion darüber, ob die Fahrpreishöhe bzw. überhaupt das Verlangen
von Fahrgeld legitim ist. Eine solche breit angelegte Kampagne wäre eine
sehr niedrigschwelliges Angebot und würde sich ganz innerhalb der
Tarifbestimmungen des VRR bewegen.

Um die solidarische Nutzung vorhandener Möglichkeiten der Beförderung zu
realisieren, ist die Überwindung der Kommunikationsschwelle zwischen
Mitnehmenden und Mitfahrenden notwendig. Die müssen miteinander
sprechen. Ein Erkennungszeichen der Mitnehmenden, z.B. in Form eines
Ansteckers macht den Mitfahrenden die Kontaktaufnahme sehr viel
leichter. Neben dem Hervorrufen dieser sozialen Kommunikation und dem
ganz praktischen Nutzen für die MitfahrerInnen, sollte die Kampagne aber
auch Elemente enthalten, die über das Auffordern zum solidarischen
Alltagsverhalten hinausweisen: Die Bedeutung der öffentlichen
Verkehrsmittel als öffentliche Güter bzw. gesellschaftliche
Infrastruktur im Zusammenhang mit der Frage nach Einkommen und
Recht auf Mobilität.

Die Kampagne sollte das gesamter Gebiet des VRR umfassen. Ein
Ausgangspunkt könnten die Hochschulen im Rhein-Ruhrgebiet sein. Eine
zentrale Bedeutung hat - neben den notwendigen Kampagnen-Medien wie
Plakat, Flyer und Website - das Erkennungszeichen/der Anstecker. Hier
sollte eine Form gefunden werden die massenkompatibel ist und sich
schnell verallgemeinert. Ein gutes Beispiel dafür ist die AIDS-Schleife.

Wir wissen nicht, ob in anderen Städten oder Zusammenhängen schon
ähnliche Überlegungen existieren. Wir halten eine solche Kampagne nur
als gemeinsames und vernetztes Projekt mit unterschiedlichsten Akteuren
aber einheitlichem Erscheinungsbild für sinnvoll.

Wir möchten euch zu einem ersten Vorbereitungstreffen einladen, um die
verschiedenen Ideen zusammen zu tragen und zu überlegen, ob wir uns
diese Kampagne zutrauen.

Ein erstes Treffen ist am Donnerstag, dem 4. Mai um 19.30 Uhr im
Sozialen Zentrum Bochum in der Rottstr. 31, Hinterhof (www.sz-bochum.de).

Eine Mailingliste zur Vorbereitung der VRR-Kampagne wurde bereits
eingerichtet. Um auf die Liste zu gelangen, müsstet ihr zunächst eine
leere Mail an folgende Adresse schicken:

mitfahren-info@list.free.de

Ihr bekommt dann eine Mail mit den nötigen Infos.





zu den aktuellen Nachrichten von www.bo-alternativ.de