Initiative "Entschädigung jetzt!"

Die Verhandlungen zwischen den beteiligten Regierungen, der deutschen Industrie und den Opferverbänden über die Entschädigung von ehemaligen ZwangsarbeiterInnen sind zu einem Abschluß gekommen. Die Frage der Entschädigung von überlebenden ZwangsarbeiterInnen aus Polen, Weißrußland, der Ukraine usw. blieb bei den Verhandlungen weitgehend ausgeklammert und ist nach wie vor ungeklärt. Die in dem Gesetz vorgesehene Antragsfrist von acht Monaten ist unannehmbar. Der Internationale Suchdienst des Roten Kreuzes benötigt für die Beschaffung von Dokumenten für die Opfer mehrere Jahre.

Bei den Entschädigungen handelt es sich nicht um eine finanzielle "Wiedergutmachung" oder ein "Schmerzensgeld" für die heute kaum mehr vorstellbaren Leiden von ZwangsarbeiterInnen, sondern um die sehr späte Auszahlung eines kleinen Teils von dem Arbeitslohn, der ihnen bis heute vorenthalten wurde!

Industrie, Banken und Versicherungen müssen 5 Mrd. DM Entschädigungsgelder aufbringen, haben bisher aber lediglich ca. 2,5 Milliarden zusammengebracht. Der eigentlich auszuzahlende Lohn läge bei etwa 180 Milliarden DM! Die Verlautbarung des deutschen Verhandlungsbeauftragten Otto Graf Lambsdorff, eine Erhöhung der Gesamtsumme sei nicht akzeptabel, gibt außerdem ein überdeutliches Signal, daß die Industrie sich mit der Bundesregierung zu arrangieren sucht, um einen "Schlußstrich" unter die Entschädigungsforderungen von NS-Opfern zu ziehen und sich ein für alle mal "freizukaufen". Auch Bochumer Unternehmen, die von der NS-Sklavenarbeit profitiert haben, weigern sich bis heute, dem Stiftungsfonds beizutreten. Ebenso wartet der vom Rat der Stadt Bochum ins Leben gerufene Kommunale Fonds für humanitäre Hilfe noch auf finanzielle Ausstattung. Die Verzögerungstaktik von einigen Unternehmen spekuliert zynisch mit dem Tod der heute noch lebenden Opfern. In Bochum hat insbesondere die Firma LUEG bisher jedes Gespräch und jede Stellungnahme zum Thema Zwangsarbeit verweigert. Seit vier Wochen hat die Initiative "Entschädigung jetzt" durch kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit auf diesen Skandal aufmerksam gemacht.

Die Fahrzeugwerke LUEG GmbH gehören mit ihrer rund 130-jährigen Firmengeschichte zu den ältesten und traditionsreichsten Automobilbetrieben des Ruhrgebietes. Die Firmenleitung hat sich stets ihres sozialen und humanitären Engagements gerühmt. Selbst 1943 pries sie ihre Fürsorge für ihre Belegschaft in unsicheren Kriegszeiten. Das mag für die "arische" Belegschaft gegolten haben, aber wohl kaum für die bei LUEG eingesetzten ZwangsarbeiterInnen und Kriegsgefangenen. In der Festschrift von 1968 zum 100-jährigen Firmenbestehen kommt die Zwangsarbeit nicht vor.

Wir unterstreichen nochmals unsere Forderungen:

1. Ein Gespräch mit der Geschäftsleitung.
2. Der Vorstand muß sich endlich der Stiftungsinitiative anschließen.
3. Die Firma LUEG muß den Humanitären Fonds der Stadt Bochum finanziell unterstützen.

Mit unseren Forderungen an die Geschäftsführung solidarisieren wir uns mit den noch lebenden ZwangsarbeiterInnen von LUEG. Wir hoffen sehr auf die Unterstützung durch den Betriebsrat und aus der Belegschaft, damit den Opfern noch zu ihrem Anrecht auf vorenthaltenen Lohn verholfen werden kann.

Entschädigung jetzt!
Unterstützt unsere Forderungen – kommt zur
Demonstration am
Donnerstag, 13. April 2000, um 15.30 Uhr
Treffpunkt: Firma LUEG in Bochum, Universitätsstraße 44-46

 

V.i.S.d.P.: Initiative "Entschädigung jetzt", c/o Klaus Kunold, Graffring 39, 44795 Bochum

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