Bochumer Engagement in Sri Lanka

Mit wachsendem Entsetzen habe ich die Dokumentation des wdr3 (19.12. 2005) über die Tsunamihilfe verfolgt, in der die Hilfe aus Bochum ein trauriges Highlight darstellt. Anscheinend ist kaum einer der Fehler, die bei solchen Hilfsmaßnahmen gemacht werden können, dabei ausgelassen worden:

Küstenstreifen, die angeblich zu gefährlich für die Fischer sind, werden nicht als natürliche Schutzzonen belassen. Wo ehemals arme Leute wohnten, entstehen jetzt internationale Hotelanlagen mit ausgebauten Schnellstraßen entlang der Küste. Pläne zur Erweiterung der Häfen, die bis zum Seebeben von der Bevölkerung erfolgreich abgewehrt wurden, werden jetzt realisiert.
Mit Geld aus Bochum werden dagegen die Fischer, deren Arbeitsstätte der Strand ist, mit ihren Familien drei km entfernt davon "angesiedelt". Die Betroffenen wurden bei der Planung nicht beteiligt, ihre Bedürfnisse nicht berücksichtigt.

Das Nord-Süd Büro hat vor solchen Entwicklungen bereits im Februar gewarnt; das Eine Welt Forum Bochum hat Rat und Informationen angeboten, eine öffentliche Veranstaltung mit Experten organisiert und Alternativen für den Einsatz der Mittel aufgezeigt. Leider waren die politisch Verantwortlichen einzig an der technischen Seite von Hilfsprojekten interessiert und natürlich am "Imagegewinn" für Bochum.

Doch es kam schlimmer, als wir uns vorstellen konnten. Die Seebebenopfer werden in Ambalangoda auf eine Müllkippe umgesiedelt!

Ein solches Vorgehen ist keine Hilfe für die Opfer, stattdessen werden so Armut, Abhängigkeit und ökologische Probleme weiter verfestigt.

Ich hoffe sehr, dass die Bochumer BürgerInnen sich nach diesem unfassbaren Vorgehen in Sri Lanka in Zukunft nicht verschließen, wenn wieder materielle Solidarität gefragt ist.


Dagmar Wolf,
Mitglied im Beirat Bochum Agenda 21