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Die
skandalöse Umverteilungs- und |
verantw.: Ulrich Borchers, Martin Budich, Gernot Schubert,
Reinhard Wegener, (Mitgl. des Bochumer Bündnisses für soziale Gerechtigkeit)
Die unsoziale Politik der Regierung Kohl war eine wesentliche Ursache für den Regierungswechsel 1998.
Entsprechend erfolgten nach der Wahl zunächst
einige Korrekturen (Stopp der Blümschen Rentenreform, fast volle
Lohnfortzahlung, weniger Krankenkassen-Zuzahlungen, später dann die Kindergelderhöhungen. (Letzteres
aber erzwungen durch das Bundesverfassungsgericht.) Nach dieser sozialpolitischen Atempause nahm Rot-Grün
Anlauf, um richtig zuzuschlagen.
1. Die ”sozial-ökologische” Steuerreform: kontinuierliche
Erhöhung der Sprit- und Energiepreise. Folge: hohe Preissteigerungen treffen alle Nicht-SozialbeitragszahlerInnen
real. Das sind RentnerInnen, Erwerbslose, SozialhilfeempfängerInnen, Studierende. Vor allem aber zahlen
hauptsächlich die EndverbraucherInnen die indirekten Steuern, während der Unternehmenssektor von Sozial-Beitragszahlungen
(= indirekte Lohnzahlungen) “entlastet” wird. Sozialer Effekt: Umverteilung
nach oben.
2. Die im Jahr 2000 erfolgte Steuerreform war das größte
Umverteilungsmanöver von unten nach oben seit der Wiedervereinigung.
a) Einkommenssteuersenkung:
Geringverdiener haben praktisch keine Entlastung, SpitzenverdienerInnen die höchste. Da die Steuertabelle
unten und oben gekappt wurde,
gewinnen die BesserverdienerInnen zweimal. Außerdem Verkürzung des Progressionsbereichs: Einkommensmillionäre
z.B. zahlen knapp 50.000 Euro pro Jahr weniger.
b) Hauptprofiteure der Steuerreform
waren die großen Kapitalgesellschaften. Keine andere Bundesregierung zuvor
hat günstigere Anlagemöglichkeiten für Großaktionäre
und niedrigere Steuersätze für Unternehmen geschaffen. Folgerichtig brach das Aufkommen (der auf 25 Prozent
gesenkten) Körperschaftssteuer total zusammen: 2001 mussten erstmals sogar 800 Mio. Mark zurückgezahlt
werden. In der Folge stehen zahlreiche Kommunen vor der Pleite. Deren Gewerbesteuereinnahmen hängen
von den Gewinnsteuern ab. Dramatische Streichungen (vor allem nach der Wahl) sind programmiert.
c) Vom Wahlversprechen
der Wiedereinführung der Vermögenssteuer war keine Rede mehr – aber damit nicht genug: Veräußerungsgewinne von Konzernbeteiligungen (Auflösung stiller Reserven) wurden steuerfrei gestellt. Staunen
selbst beim Kapital über diesen mehrstelligen Milliarden-Segen!
d) Den Alleinerziehenden
dagegen wurde der Haushalts-
freibetrag gestrichen.
3. “Jahrhundertverbrechen” Rentenreform: Das paritätischen
Rentensystem gekippt durch Teilprivatisierung, Schonung der Arbeitgeber und Rentenkürzung auf bis unter 64%. Wirkung: rasantes Ansteigen der Altersarmut. Staatliche Zuschüsse gibt es für
die, die es sich leisten können. Nicht für Erwerbslose, SozialhilfeempfängerInnen oder Kinderreiche,
die sich private Vorsorge gar nicht leisten können. Frauen werden in der Privatrentenversicherung
(wg. höherer Lebenserwartung) noch einmal benachteiligt. Gerechtere Modelle (höhere Beitragsbemessungsgrenze
etc.) waren nicht gewollt.
4. Alle repressiven Maßnahmen im Bereich Arbeitsmarkt
und Arbeitslosenversicherung werden mit
“Arbeitslosigkeit” begründet, obwohl die Kürzungen in den letzten
zwei Jahrzehnten überhaupt keine Arbeitsplätze gebracht haben. Unter Schröder/Fischer wird
nun ganz offen die Schuld bei den Erwerbslosen selbst gesucht! Das Riestersche Programm “Fördern
und Fordern” hat die WAZ gleich kommentiert: “Mehr Druck auf Arbeitslose bringt nicht mehr Arbeitsplätze!”
Und davon fehlen laut Gewerkschaftsschätzungen über 6 Mio. in Deutschland.
Aber geht es überhaupt um Arbeitsplätze? Alle Maßnahmen gehen konsequent in eine Richtung: die Erwerbslosen sollen
in untertarifliche und Tagelöhner-Arbeit gezwungen werden, ihnen wird jedes Recht abgesprochen, Ansprüche
an die Arbeit zu haben, die sie verrichten sollen:
- So das “Job-Aqtiv-Gesetz” (ein Lieblingskind von NRW-Arbeitsminister Schartau), das verstärkt auf Leiharbeitsfirmen
zurückgreift, die befristete Arbeitsplätze im Durchschnitt zu einem um ein Drittel geringeren Lohn anbieten.
- So der Effekt des
“Kombi-Lohns”: Tendenz zu Ausweitung des Niedriglohnsektors, zu Mitnahmeeffekten
der Betriebe, zu Druck auf das ortsübliche Lohnniveau. Und alles noch finanziert mit den Steuern der NormalbürgerInnen.
Jetzt sollen noch die älteren Erwerbslosen
in Leiharbeit gesteckt werden, soll deren verlängerte Arbeitslosengeld-Bezugsdauer gestrichen
werden.
Und, als akuteste Bedrohung, soll die Arbeitslosenhilfe abgeschafft werden. Für die Betroffenen hieße das, nach dem Arbeitslosengeldbezug sofort auf
die Sozialhilfe verwiesen zu werden. Mit ungeheuren sozialen Folgewirkungen gerade bei höheren Löhnen.
Zudem wäre die Arbeitslosenversicherung grundsätzlich in Frage gestellt!
Dieser Marsch in den Frühkapitalismus muss gestoppt werden!