Demonstration "Wiederaufbau der Synagoge unterstützen - Neonazi-Aufmarsch verhindern" Rede von Annemarie Grajetzky, Frauen für den Frieden in der ev. Kirche Westfalen Statt Gleichgültigkeit und Wegschauen - Mut zur Verantwortung- Mut sich einzumischen und Neonazis verhindern. Liebe Demonstranten und Demonstrantinnen, Freunde und Freundinnen! Jüdische Menschen haben wieder Angst vor Verfolgung, vor schmerzlichen, tödlichen Erinnerungen und neuen Geschehnissen. Wieder keimt antisemitische Saat und wächst und treibt schlimme Blüten, unübersehbar, unüberhörbar hier in Bochum in den letzten Monaten, Wochen und Tagen. Es ist mein Wunsch, dass wir Nicht-Juden und Nicht-Jüdinnen alles tun, beherzt und mutig den Mund aufmachen, wenn uns Antisemitismus begegnet, wenn dieser todbringende Hass und dieser rassische Wahn wieder und weiter keimt, um uns wächst, gefördert und verstärkt durch die sozialen Nöte, in die immer mehr Menschen auch hier in Bochum hineinfallen. Das haben die Neonazis mit ihrem Motto: "Stoppt den Synagogenbau - 4 Millionen fürs Volk" in hetzerischer Weise benutzt. Die Sorge um den Arbeitsplatz, die Angst vor dem Absturz in Arbeitslosigkeit oder gar in die Sozialhilfe wird missbraucht, um fremdenfeindlichen und antisemitischen Parolen Gehör zu verschaffen. Ihre widerliche Hetze ist von nicht wenigen Teilen der Bevölkerung aufgenommen worden. Mich hat das sehr erschreckt, und es macht mich traurig und wütend. Es sind die gleichen Methoden, mit denen damals die Nazis an die Macht kamen. So werden auch heute wieder Vorurteile, Feindschaft und Hass geschürt. Aber wir wollen, dass unsere jüdischen Mitbürger und Mitbürgerinnen ohne Angst leben können, dass sie sich von uns angenommen und geschützt wissen mit Worten und Taten, öffentlich bekundeten und persönlich und privat gezeigten. Es gibt entscheidende Situationen, da sind unsere Gedanken und Taten lebensfördernd oder tödlich, segensvoll oder fluchgetränkt. Wer angesichts des offenen Antisemitismus, wie er uns zur Zeit in Bochum entgegenschlägt, schweigt, wer sich gleichgültig abwartend stellt, der lässt sich von dem Monster Antisemitismus beherrschen. Dieses Monster, das auch durch Bochums Straßen gezogen ist. Dem heute zum Glück "Stadt-Verbot" erteilt wurde. Es hat wahrhaft lange, viel zu lange dazu gebraucht. Und es ist traurig, dass dieses Verbot von der Kammer des Bundesverfassungsgerichtes ausgesprochen wurde und nicht vom Senat dieses Gerichtes. So werden wir leider immer wieder aufs neue Verbote von Neonaziaufmärschen beantragen müssen. Mit unserer Demonstration, heute und hier an diesem Platz, sagen wir ein klares Ja zum Neubau der Synagoge, sagen wir ein klares Ja zur Jüdischen Gemeinde. Gemeinsam sind wir Bochumer Bürger und Bürgerinnen. Die neue Synagoge an der Castroper Straße wird ein sichtbares Zeichen jüdischen Lebens sein. Und wir werden uns an keinem Tag von den Neonazis das friedliche Zusammenleben und die damit verbundene Kultur des Dialogs und der Verständigung stören und zerstören lassen. Wir setzen uns dafür ein, dass Gedanken und Tun des Friedens unseren Alltag bestimmen, und so möchte ich Sie einladen, am nächsten Samstag, den 20.März, zum Internationalen Friedensaktionstag, der weltweit begangen wird. Auch wir in Bochum machen mit, am 20. März um 12.oo Uhr am Hauptbahnhof. Ich freue mich, dass wir hier so viele sind und fände es schön, wenn Sie auch an der nachfolgenden Kundgebung "Eine Synagoge für Bochum" teilnehmen würden. Wir unterstützen mit dieser Einladung die Unterzeichner der Bochumer Erklärung und den Freundeskreis Bochumer Synagoge. Um 14.00 Uhr geht es am Platz der Neuen Synagoge am Planetarium weiter. Ich werde auch hier bleiben. Danke für Ihr Kommen, Danke für Ihr Mitmachen. |