Weihnachtsbotschaft 2006 des DGB Ruhr Mark:
Freitag 22.12.06, 20:00 Uhr

„Bei Euch soll es keine Armen geben“


So sagt es die Bibel (5. Mose 15,4) und fordert, jedes siebte Jahr als Erlassjahr auszurufen, damit die jeweils entstandene Schieflage zwischen reich und arm wieder ausgeglichen wird. Jesus erklärte programmatisch, er sei gekommen, den Armen frohe Botschaft zu bringen (Lukas 4,18).
Arme habt ihr allezeit bei euch, sagt Jesus (Matthäus 26,11), als eine Frau ihn – vor seinem Kreuzestod – mit kostbarem Öl salbt. Die Bibel lässt die Armen nicht aus dem Blick, und die Abschaffung und Überwindung der Armut bleibt für sie ständige Herausforderung.
Wir sind heute als Gesellschaft insgesamt, reich wie nie zuvor in der Menschheitsgeschichte. Aber der Reichtum dient uns nicht dazu, Armut zu überwinden. Im Gegenteil: die Kluft zwischen reich und arm wird bei uns immer größer. Armut ist ein Tabuthema in unserer Stadt. Wenn Kinder nicht an Klassenfahrten teilnehmen, Arbeitlose im Freundeskreis keine Gegeneinladung mehr aussprechen können oder ältere Frauen sich scheuen, ihren Anspruch auf Hilfe aus Scham oder Scheu vor Behörden anzumelden, dann wird deutlich: Armut ist nicht nur ein Einkommensproblem, sie grenzt Menschen vielmehr aus und gibt sie oft genug einem lebenslangen Verliererschicksal preis.
Arme haben wir bei uns, mehr als genug. Aber nehmen wir sie wahr? Begegnen wir der Armut? Treten wir ihr entgegen?
Das Hartz IV Gesetz ist seit 2 Jahren in Kraft. Haben es die handelnden Akteure in unserer Stadt geschafft die Intensionen des Gesetzes umzusetzen?
Warum bleiben Millionenbeträge für die Eingliederung Arbeitsloser ungenutzt?
Es geht darum, die betroffenen Menschen sowie das Faktum der Armut in der Wohlstandsgesellschaft zu sehen und die Notwendigkeit zu erkennen, sich für eine Verbesserung der Lebenssituationen der von Armut betroffenen Menschen einzusetzen.
Das Jahr 2007 wird zeigen, ob es gelingt für die Armen unter uns endlich eine bessere Zukunft zu schaffen.

Im Dezember 2006
Michael Hermund
DGB Vorsitzender
Region Ruhr-Mark