Jetzt ist es doch tatsächlich schon das dritte mal, dass wir hier im Bahnhof Langendreer zusammen kommen. Und bei diesem dritten mal ist tatsächlich etwas passiert womit wir gar nicht so schnell gerechnet haben. Der Koordinierungskreis der Strategiewerkstatt „Kaffee auf“ ist auf uns zugekommen und hat uns angefragt einen Rat zusammen zu gestalten zum Thema Kommunalpolitik. Im September 2025 stehen die nächsten Kommunalwahlen an und das geht uns nun mal alle was an. Und damit ist genau das passiert, was wir viel später hätten kommen sehen und schon immer Teil unserer Vision war: Und zwar, dass die bewegten Menschen der Stadt diesen Rat, diese Struktur, diesen Ort nutzen, um ihre Anliegen reintragen und wir die gemeinsam besprechen und überlegen, wie wir damit umgehen. Das ist so die Vision, dass wenn es schwierige Fällt gibt, wie den Tätervorfall im Neuland, die Klage gegen den Radentscheid oder aber eben die Kommunalwahl im September und die dazugehörige schockierende Aufstellung des neuen Bürgermeisterkandidaten, dass man sich gegenseitig sagt, ey das Thema ist so wichtig, damit müssen wir zum Rat von Unten. Na und das ist vielleicht in der Intensivität noch nicht passiert, aber wir denken, dass das schon ein großer Schritt in die Richtung ist, in die wir gemeinsam gehen wollen.
Außerdem glauben wir, dass das hier der Anfang von was ganz Großem ist. Wir träumen, und träumen muss in der politischen Praxis auf jeden Fall erlaubt sein, von einem Bochum, was es schafft sich selbst zu verwalten. Stellt euch vor wir hätten in allen Stadtvierteln, großen Straßenzügen oder großen Wohnblocks einen Nachbarschaftsrat. In dem sich die Leute aus der Nachbarschaft zusammen finden, um sich solidarisch zur Seite zu stehen. Um sich so um sich zu kümmern, und so Strukturen zu schaffen, dass man das, was uns der Staat momentan anbietet geradezu ersetzt. Und diese Nachbarschaftsräte kommen in diesem Rat hier, in dem Rat von Unten zusammen. Kommen hier zusammen, um die Probleme & Anliegen reinzutragen, die im Stadtteil nicht gelöst werden können, und wir nutzen unser geballtes Wissen und unsere gesammelte Erfahrung, um eine Lösung zu finden. Und es gibt nicht nur parlamentarische Kräfte, die gegen uns arbeiten und uns verraten, sondern solche, die sich Demokratie auf die Fahnen schreiben und es so meinen, die sich der Gesellschaft, den Nachbarschaftsräten, dem Rat von unten verpflichtet fühlen und den Raum für unsere demokratische Selbstverwaltung vergrößern.
Wir beschäftigen uns mit dem großen Themen der Selbstversorgung von Lebensmitteln und Gesundheit, damit ist im ganz besonderen auch die psychische Gesundheit gemeint. Wir beschäftigen uns aber auch mit den Themen, bei denen die Soziale-Marktwirtschaft versagt. Denn eine kleine Nachbarschaftsinitiative kann sich zwar durchaus gegen Immobiliengrößen organisieren und auch minimalste Erfolge erzielen. Aber stellt euch mal vor, eine Nachbarschaftsinitiative würde ihre Probleme mit Vonovia hier auf dem Rat vortragen und wir würden unsere gesammelten Kräfte nutzen, um gegen Vonovia Stimmung zu machen. Und Die Kommunalpolitik 2025 spielt bei diesen Visionen eine nicht unwichtige Rolle! Ja durch Druck auf den Stadtrat und Kooperationen mit Amtsträger:innen können unseren Visionen Wege und Freiräume eröffnet werden. Die Frage nach dem richtigen Verhältnis zum Stadtrat und auch der Strategie, wie wir Druck aufbauen können und wie wir unsere Themen sichtbar machen. Das sind Fragen, die wir uns heute fragen und diskutieren wollen.
Wir schaffen mit diesem Rat von Unten ein fundamentales demokratisches Gegenstück zu dem, was wir im Stadtrat vorfinden. Denn Demokratie ist nicht, ein Mal in 4 Jahren wählen zu gehen und auch nicht Karriere in einer Partei. Demokratische Werte äußern sich in der direkten täglichen Praxis und ständiger Aushandlung mit deinem Gegenüber. Es ist das sich begegnen und sich sehen, sich streiten und sich lieben. Wir sind davon überzeugt, dass wir besonders politische Diskussionen und das Aushandeln von Differenzen wieder mehr in den öffentlichen und realen Raum bringen müssen. Besonders als demokratische und linke Kräfte, wie wir hier zusammen kommen, müssen wir lernen, einander zuzuhören und die Beweggründe andere zu verstehen. Mit dem das eine ist richtig und das andere ist falsch macht man es sich oft zu einfach meine lieben Freunde. Und das hatte ich auch schon in einer andere Rede gesagt und ich werde es wieder sagen, wir können uns das Gespalte und das nicht miteinander arbeiten nicht leisten! Die AFD liegt bei 20 Prozent und der Neu-Rechte Sellner streut seine Strategien, um als Neo-Nazi wieder anschlussfähig zu werden. Die Rechten schlafen nicht. Und das Patriarchat auch nicht. Als am 22.12 der 56 jährige Ehemann seine Frau Michaela ermordet hatte, weil sie eine Frau ist, da wurde uns wieder gezeigt wer unser gemeinsamer Feind ist.
Und wir sollten verstehen, dass es jetzt an der Zeit ist, große Netzwerke aufzubauen, dass wenn die Stimmung hier richtig kippt hier im Land , wir Strukturen haben, die sich etabliert und bewährt haben. Auch dafür kann dieser Rat das Instrument sein.
Auch wenn es manchmal so scheint, als wären wir allein und auch wenn die demokratiefeindliche und patriarchale Kraft manchmal so stark auf uns wirkt, wir, die hier heute stehen, sind der Gegenpol dieser Kräfte. Wir nehmen das Erstarken des Faschismus nicht hin. Wir nehmen rassistische Gewalt nicht mehr hin und schützen uns selbst und unsere (betroffenen) Freund:innen. Es gibt genug, die gegen diese ganzen Migrationsphantasien der Parteien auf die Straße gehen. Wir wollen beschützen und nicht zerstören. Wir wollen Heilung und keine Betäubung. Wir wollen gemeinsam und nicht alleine.
Um seiner Utopie näher zu kommen, müssen wir irgendwo anfangen und das machen wir hier und jetzt gemeinsam, dabei die einen Hand widerständig in die Luft gestreckt und die andere eine andere warme Hand haltend.
Für die Freiheit, für die Demokratie und für eine Gesellschaft, die versteht, welche Macht sie besitzt.