Im Rahmen der Reihe: MEMORIA VIVA | LATEINAMERIKA IM AUFBRUCH des Fritz Bauer Forums findet am Donnerstag, 30.11.2023 der nächste Vortrag statt. Referent ist Juan Garcés, der u.a. für die Verhaftung von Diktator Pinochet 1998 in London sorgte.
»Juan Garcés ist ein spanischer Jurist und Rechtsanwalt, der zum engsten persönlichen Berater von Präsident Salvador Allende wurde und den Militärangriff auf den chilenischen Präsidentensitz 1973 überlebte, der die Diktatur von General Augusto Pinochet einleitete. Garcés war u. a. verantwortlich für die Anklage gegen General Pinochet wegen Folter und Verschwörung, die 1998 zu dessen Verhaftung in England führte und ein wichtiger Anstoß dafür war, den Kampf gegen Straflosigkeit weltweit zu führen und zu institutionalisieren. Er vertrat die Familien von chilenischen Detenidos y Desaparecidos (Verhafteten und Verschwundenen) vor Gericht. 1999 wurde er für seine Bemühungen, Pinochet vor Gericht zu bringen, mit dem Right Livelihood Award ausgezeichnet. 2004 verklagte Garcés erfolgreich die Riggs- Bank, mit deren Unterstützung Pinochet 10 Millionen US-Dollar aus dem chilenischen Staatsbesitz außer Landes geschafft hatte. Mit gleicher Energie trieb der Anwalt den Fall des spanischen Diktators Franco voran, womit er die gesellschaftliche Aufarbeitung der Franco-Zeit in Spanien initiierte, für die es noch immer viel Gegenwind gibt. J. Garcés lehrte an der Sorbonne und an Universitäten weltweit.«
Begrüßung: Dr. Irmtrud Wojak (Fritz Bauer Forum, Bochum) und Medizinische Flüchtlingshilfe/ MFH, Bochum
Ort: Justizzentrum Bochum, Josef-Neuberger-Str. 1, 44787 Bochum
Eintritt: frei
Einlass: Ab 17:30 Uhr. Bitte kommen Sie frühzeitig wegen der erforderlichen Sicherheitskontrollen!
Wir bitten um Anmeldung zur Veranstaltung unter: VeranstaltungLGBO@lg-bochum.nrw.de
Eine gemeinsame Veranstaltung in der Reihe des Bochumer Bündnisses „Solidarität und Erinnerung“.
Alte Bekannte
Herr Garcés weilte ja schon mal vor 13 Jahren in Bochum. Damals machte er sich für den spanischen Juristen Baltasar Garzón stark. Garzon wurde in Spanien von spanischen Menschenrechts- und Anti-Folter-Initiatven stark kritisiert.
Hier der Text aus dem September 2010 von uns:. Man sollte sich auch das anhängende Flugblatt auf Linksunten durchlesen.
Sowie die Artikel von Ralf Streck.
Das Hinschauen in internationale Kontexte lohnt sich. Vielleicht äußert sich Herr Juan Garcés zu seinem solidarischen Verhalten zu Baltasar Garzón. Wäre schön, denn sonst bleibt ein schaler Geschmack übrig. Menschenrechte lassen sich nämlich nicht teilen.
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Bochum: Kampf gegen Straflosigkeit – trau, schau, wem
Verfasst von: Azzoncao, ein Polit-Cafè (Account: Polit-Cafè Azzoncao). Verfasst am: 18.09.2010 – 16:26. Kommentare: 3
Der Untersuchungsrichter Baltasar Garzón
Am Freitag den 17. September organisierte die „Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum“ eine Veranstaltung mit dem spanischen Juristen Juan Garcés. Anläßlich diesen Ereignisses wurde ein Flugblatt verteilt.
Zu den Hintergründen des 66 jährigen Juan Garces gibt die „Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum“ an: “Juan Garcés … arbeitete von 1970 bis 1973 als Berater des chilenischen Präsidenten Salvador Allende. Beim Putsch gegen Allende 1973 hielt sich Garcés mit im bombardierten Präsidentenpalast auf. Er lehrte an der Universität der Sorbonne und ist im Vorstand der Fundación Presidente Allende (Präsident-Allende-Stiftung) mit Sitz in Madrid. Für seine Bemühungen, den chilenischen Diktator Augusto Pinochet in Spanien vor Gericht zu bringen, erhielt Garcés 1999 den Alternativen Nobelpreis..“
Das Thema des Abends hieß “Gerechtigkeit heilt: Die Bedeutung des Kampfes gegen Straflosigkeit für die internationale Menschenrechtsarbeit?”
Im Mittelpunkt des Vortrags von Herrn Garcés sollte die aktuelle spanische Rechtsentwicklung und die Versuche, den Untersuchungsrichter Baltasar Garzón gerichtlich zu verfolgen, stehen. Mit diesen zusammen hatte er ein Klageverfahren gegen den ehemaligen Putschisten und Diktator Chiles, Augusto Pinochet, geführt und beide waren für den Alternativen Nobelpreis nominiert worden.
Baltasar Garzón ist von verschiedenen rechtsradikalen Organisationen angezeigt und der Rechtsbeugung angeklagt worden. Dabei ging es um die Aufarbeitung der Verbrechen der Franco-Diktatur.
Juan Garcés koordiniert derzeit die öffentliche Unterstützung für Garzón und war in seinen Bemühungen um Unterstützung von Menschenrechtsorganisationen und Intellektuellen gestern in Bochum.
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Das eine Veranstaltung für einen Juristen wie Baltasar Garzón auch nach erwiesenen Menschenrechtsverletzungen in seiner Heimat in unserer Stadt unkommentiert stattfinden kann, sahen wir nicht ein . Und so wurde ein Flugblatt zu Baltasar Garzón verteilt, was schon im letzten November in Darmstadt anlässlich einer Menschenrechtspreisverleihung an Baltasar Garzón in Darmstadt verteilt wurde.
Die Veranstaltung in der Christuskirche war sehr schmal besucht. Meist nur Mitglieder der „Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum“ und FreundInnen waren erschienen. Aber erst konnte sich der Referent noch im Ehrenbuch der Stadt Bochum eintragen. Und so waren auch die Fraktionsvorsitzende der Partei „Die Linke“, Uwe Vorberg, der Grüne Fraktionssprecher, Wolfgang Cordes, und die Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz anwesend. Zum eigentlichen Vortrag blieb aber keiner. Business as usual.
Die Reaktionen beim Verteilen des Flugblatts fielen so aus: Der eine weigerte sich ein Flugblatt anzunehmen. Der andere sah das Wort Baskenland und ohne den Inhalt zu kennen, wurde man als ETA nah und des Nationalismus bezichtigt Später befand jemand das Flugblatt für unnötig, da die Informationen nichtssagend und irrelevant seien. Und was seien das überhaupt für Menschenrechtsorganisationen, die dort zitiert würden? Ganz groß noch der Kommentar, der Baltasar Garzón als großen Verfechter der Menschenrechte innerhalb Spaniens bezeichnete. Und das nach der Lektüre des Flugblatts.
Naja, vielleicht macht sich im Nachhinein noch der Eine oder die Andere mehr Gedanken zu dem Inhalt des Flugblatts.
Es ist zu hoffen, dass sich mehr Menschen des Themas Baltasar Garzón und des Missbrauchs von Menschenrechtsaktivisten, -initiativen, -preisen, etc. annehmen, bevor NGOs zu einer unglaubwürdigen Schaubühne verlängerter Staats- oder Imageinteressen von Gruppen/Einzelner verkommen.
Und das es im Sinne der Opfer, der Hinterbliebenen und der Gerechtigkeit im Allgemeinen es für Juristen wie Baltasar Garzón keine Straflosigkeit gibt.
Victor Jara – Presente!
https://linksunten.archive.indymedia.org/node/25549/index.html