Am 09. November 1938 wurden in ganz Deutschland Synagogen und Gebetshäuser angezündet, wurden jüdische Geschäfte und Wohnungen geplündert, gab es zahlreiche Verhaftungen Unschuldiger und es wurden Menschen ermordet.
Die Nazis ließen ihrem Hass auf Juden – auch in Bochum – für alle sichtbar freien Lauf und zerstörten die alte Synagoge. Diese Nacht war das Signal zum größten und schlimmsten Völkermord in der Geschichte der Menschheit.
Die Reichspogromnacht am 09. November 1938 führte der Weltöffentlichkeit drastisch vor Augen, dass Juden in Deutschland brutal verfolgt wurden.
In Bochum und in vielen anderen Städten in Deutschland wird mit den alljährlichen Gedenkveranstaltungen dafür Sorge getragen, dass die traurigen Ereignisse im Nationalsozialismus nicht in Vergessenheit geraten und für die Zukunft mahnen.
Die zentrale Bochumer Gedenkveranstaltung beginnt am
Schüler der Willy-Brandt-Gesamtschule erinnern am Beispiel der Familie Seidemann an die Geschichte der Bochumer „Judenhäuser“.
Nach der Pogromnacht am 09. November 1938 wurde die Trennung von der jüdischen und der nicht-jüdischen Bevölkerung weiter verschärft. Jüdische Eigentümer von Wohnraum und jüdische Mieter wurden verpflichtet auf Verlangen der Gemeindebehörden jüdische Untermieter aufzunehmen. Die Räumung der Wohnungen war ein weiterer Schritt auf dem Weg, der über die Trennung und die Deportation zur Vernichtung führte.
Die erzwungenen Wohnungswechsel waren für die Betroffenen ein massiver Eingriff in ihre Privatsphäre und sie waren ein deutliches Zeichen des sozialen Abstiegs. Die Räume in den „Judenhäusern“ waren beengter, dunkler und primitiver. Vertraute Einrichtungsgegenstände mussten abgegeben werden, weil der Platz nicht mehr ausreichend war. Ein Teil der nichtjüdischen Bevölkerung versuchte von der Vertreibung zu profitieren und günstig schönere und größere Wohnungen zu bekommen. In Bochum wurden zehn „Judenhäuser“ eingerichtet.
Ein „Judenhaus“ befand sich in der Franzstraße 11. Das Haus hatte Leo Seidemann 1924 gekauft. Die Seidemanns waren eine große jüdische Familie und sie waren wirtschaftlich erfolgreich. Deshalb standen sie schon sehr früh unter besonderer Beobachtung der Nazibehörden. Seit 1940 wird Leo Seidemann nicht mehr als Eigentümer des Hauses in der Franzstraße geführt. Zahlreiche Juden wurden zusätzlich im Haus untergebracht. Einem Teil der Familie Seidemann gelang die Ausreise in die Niederlande und in die USA und sie überlebten. Andere Familienmitglieder wurden 1942 zunächst nach Theresienstadt und dann weiter in die Vernichtungslager deportiert und ermordet.
Die überlebenden Familienmitglieder sind nach dem Krieg nur sehr unzureichend entschädigt worden.
Bei der Veranstaltung sprechen der Oberbürgermeister Thomas Eiskirch und der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Grigory Rabinovich Grußworte.
Zum Abschluss legen der Oberbürgermeister, Vertreter von Parteien, von der GEW, von der VVN-BdA und vom Kinder- und Jugendring Kränze zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus nieder.
Die Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht wird in Kooperation vom Arbeitskreis „09. November“ und vom Kinder- und Jugendring Bochum durchgeführt.
Vor der Gedenkveranstaltung lädt Michael Niggemann (VVN-BdA Bochum) um 15.00 Uhr zu einem Stadtrundgang „Jüdisches Leben in Bochum mit Blick auf die Judenhäuser“ ein. Der Rundgang beginnt an der Glocke auf dem Rathausvorplatz.
Nach dem Ende der Gedenkveranstaltung besteht um 18.30 Uhr die Möglichkeit, die Synagoge zu besichtigen.