Wie schon berichtet zeigt das endstation.kino zeigt ab Freitag, den 08.09. zusammen mit dem Bahnhof Langendreer im Rahmen des Queerfilmfestivals kurze und lange Filme aus verschiedenen Ländern.
Die Festivaleröffnung ist am Freitag, den 08.09. um 18.00 Uhr. In dem Kurzfilmprogramm Queer als Risse, kuratiert und moderiert von Dr. Alexis Rodríguez Suárez, werden drei Filme gezeigt.
Queer als Risse in der Realität, in der wir leben. Persönliche Risse, die unsere Biografien prägen, Risse, die uns andere Möglichkeiten des Erzählens eröffnen. Das Kurzfilmprogramm lädt uns dazu ein, durch Fiktion und experimentelle Kurzfilme verschiedene Brüche in der Fiktion, die wir als Realität betrachten, zu erforschen und eröffnet uns dabei die Möglichkeit, andere Realitäten zu träumen, sie zu beschwören und zu verwirklichen.
Programm:
Dear to me | Monica Vanesa Tedja
Deutschland / Indonesia, 2020, 19 min [OmeU]
El Bembé del amor (Black Symposium) | Katia Sepúlveda
Dominikanische Republik / Deutschland, 2022, 26 min [OmU]
Vienen las grietas (Cracks will come) | Daniel Mateo Vallejo
Kolumbien, 2022, 18 min [OmeU]
Direkt im Anschluss ist um 20.00 Uhr Paul B. Preciados Dokumentarfilm Orlando, meine politische Biografie zu sehen. Im Anschluss an den Film findet ein Filmgespräch mt Nova Gockeln (Sunrise Dortmund) und Dr. Alexis Rodríguez Suárez statt.
Knapp 100 Jahren nach dem Erscheinen von Vigina Woolfs Roman gilt er als queerer Schlüsseltext, schreibt Philosoph und trans Aktivist Paul B. Preciado einen filmischen Brief an Woolf und ruft ihr zu: Deine Figur ist wahr geworden, die Welt ist heute voller Orlandos! In seinem Film zeichnet er seine eigene Verwandlung nach, und lässt 25 trans und nicht-binäre Menschen im Alter zwischen 8 und 70 Jahren zu Wort kommen. Sie alle schlüpfen in die Rolle Orlandos.
Preciados Film ist eine „politische Biografie“, gemacht aus der eigenen und der kollektiven Geschichte aller anderen Orlandos – eine Geschichte, die noch immer eine des Kampfs für Anerkennung und Sichtbarkeit innerhalb eines heteronormativen Regimes ist. Transsein versteht Preciado dabei als eine poetische Reise, in der eine neue Sprache erfunden wird, mit der man sich selbst bezeichnen kann. Die Vorstellung von einer Welt, die im stetigen Wandel ist, gewinnt so ihre Form. Für seinen widerständigen, durch und durch queeren Filme wurde Preciado auf der Berlinale gefeiert und unter anderem mit dem Teddy für den Besten Dokumentarfilm ausgezeichnet.
Am Samstag ist um 20.00 Uhr im Rahmen des Queerfilmfestivals der Spielfilm Captain Faggotron Saves the Universe! zu sehen. Father Gaylord ist streng bibeltreu und natürlich überhaupt nicht schwul. Als sein Ex-Lover Queen Bitch vom Planeten Oberon droht, die Erde mittels eines magischen Rings in eine kinky Utopie zu verwandeln, sieht sich der Priester zur Intervention berufen. Er bittet Captain Faggotron um Hilfe. Der Superheld soll den Ring zurückgewinnen und die Ordnung wiederherstellen. Doch ist eine Welt, in der Father Gaylord sein wahres Ich leugnen und seine Liebe zu Queen Bitch verstecken muss, wirklich die, in der wir leben möchten?
Harvey Rabbits zügelloser Fantasy-Film über die Angst vor einem queeren Planeten ist ein rauschendes Fest für Fans von Trash und Camp. Ein kiffender Jesus, zügellose Aliens und dämonische Furries – selten war der Weg zur Selbstakzeptanz so hilariously queer wie in Captain Faggotron Saves the Universe!
Am Sonntag ist um 20.00 Uhr als letzter Film des Festivals der amerikanische Spielfilm Mutt zu sehen. An einem Sommertag in New York scheint für den jungen trans Latino Feña alles auf einmal zu passieren: Papa Pablo kommt aus Chile zu Besuch und sucht plötzlich Kontakt, sein heterosexueller Ex-Boyfriend John meldet sich nach monatelanger Funkstille wieder und dann steht auch noch seine 13-jährige Halbschwester Zoe vor der Tür. Doch seit Feñas Transition haben sich die Dynamiken zu allen dreien verändert. Er stellt sich die Frage, wieviel Nähe sich zu den Menschen seines alten Lebens richtig anfühlt.
Authentisch und mitreißend schildert Vuk Lungulov-Klotz in seinem Debütfilm 24 Stunden im Leben eines jungen Transmannes. Lío Mehiel, selbst non-binär und mit Wurzeln in Puerto Rico und Griechenland, verkörpert Feñas vielschichtiges Dazwischensein facettenreich und ausdrucksstark – und wurde für diese Leistung in Sundance mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet. Kaum ein Film vor Mutt hat die Komplexität des Alltags als trans Person derart wahrhaftig gezeigt.
Schon ab Donnerstag, den 07.09. zeigt das endstation.kino außerdem Katahrina Mücksteins Dokumentarfilm Feminism WTF. Am Donnerstag um 18.00 Uhr gibt es nach der Vorstellung ein Gespräch mit der Regisseurin moderiert von Maxi Wildenhues. Die Frauen*bewegung ist die erfolgreichste soziale Bewegung des 20. Jahrhunderts und hat alle Gesellschaftsschichten erfasst. Ihre Errungenschaften haben nicht nur bessere Lebensbedingungen für Frauen* erkämpft, sondern unsere Lebensweisen und unsere Ideen von Zusammenleben radikal verändert. Und obwohl feministische Debatten wie #metoo in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind, hat der Begriff „Feminist*in“ immer noch einen negativen Unterton.
Der Dokumentarfilm Feminism WTF (What the Fuck) schlüsselt auf, welche Themenvielfalt 2023 unter dem Begriff Feminismus verhandelt werden. Die Experts aus Politik- und Sozialwissenschaften, Männlichkeitsforschung, Gender-, Queer- und Trans-Studies gehen der Frage nach, wie wir alle zum Aufbrechen von Macht- und Abhängigkeitsverhältnissen beitragen können, um eine solidarische Gesellschaft der Vielen zu sein. Dabei geht es um viele aktuelle Debatten: Warum sprechen wir immer von nur zwei Geschlechtern? Warum müssen Frauen* den Großteil der unbezahlten Haus- und Kindererziehungsarbeit machen? Warum sind Kapitalismus und Feminismus ein Widerspruch? Was hat der europäische Kolonialismus mit den heutigen Ideen von sexueller Freiheit und rassistischen Stereotypen zu tun? Wieso brauchen wir Feminismus, um das Klima zu retten? Und warum engagieren sich eigentlich so wenige Männer für den Feminismus?
In Feminism WTF setzt Regisseurin Katharina Mückstein die Experts in einen filmischen Dialog mit Musikvideo-Sequenzen zum elektronischen Soundtrack von Tony Renaissance: die ästhetisierten Tanz- und Performance-Motive brechen mit den gängigen Vorstellungen von Pop-Feminismus und entwerfen lustvolle, neue Bilder von Körper und Geschlecht.
Am Sonntag zeigt das endstation.kino um 16.00 Uhr im KinderKino Kannawoniwasein!.
Außerdem werden im endstation.kino alle Filme im Rahmen des laufenden Chile – Programms gezeigt