Die Radwende erinnerte gestern an ein historisches Datum für die Entwicklung Bochums zur Fahrradhölle: »Am heutigen 20.Mai jährt sich zum 62. Mal die Bekanntgabe des Baus eines Opel-Werkes auf dem Gelände der Zeche Dannenbaum durch die Stadt Bochum. Praktisch zeitgleich fiel die Entscheidung, alle innenstadtnahen Radwege künftig als Kfz-Parkplätze zu nutzen. Symbolisiert wird diese radikale verkehrspolitische Wende durch das folgende Bild (Ecke Südring / Kortumstraße).

Hier ist ein auf dem Rad fahrender Schüler – wahrscheinlich unterwegs zum Gymnasium am Ostring – die jetzt auf der Fahrbahn fahren müssen, denn „Auf Radweg dürfen PKW in Längsrichtung parken.“ Das ist bis heute so geblieben. Man kann die mit Autos zugeparkten Radwege bis heute an vielen Straßen in Bochum besichtigen. Sie fallen dadurch auf, dass sie zu schmal sind für die Autos, die darauf stehen.
Im Juli 1963 lief die Produktion des Opel Kadett A an. Im Spitzenjahr 1992 liefen 361.994 Fahrzeuge vom Band. Am 5. Dezember 2014 um 00.27 Uhr lief der letzte Wagen in Bochum vom Band: 50 Jahre und 5 Monate Autostadt. Das Gelände der Zeche Dannenbaum wurde 1960 durch die Stadt von der GBAG für rund 2,2 Mio. DM nebst weiterer Flächen für weitere 3 Mio. DM erworben und mit einem Aufwand von rund 1 Mio. DM baureif gemacht. Bochum übernahm sämtliche Abbruchkosten sowie die Haftung für eventuelle Bergschäden. Im Mai 1960 verkaufte die Stadt Bochum die baureifen Flächen für rund 1,2 Mio. DM an die Adam Opel AG und übernahm zusätzlich Kosten für den Anschluss an den zu bauenden Opelring (heute Teil des Bochumer Rings) und den Erwerb des heutigen Kraftwerks Bochum der Zeche Prinz Regent zur Bereitstellung von Energie und Dampf.«
Also im Grunde sind die Stadtväter / Mütter von ökonomischen und politischen „Autismus“ betroffen, eine vor längerer Zeit begonnene Strategie sturr weiterfahren bis die Karre an der Wand landet.
Der Autostaat Deutschland
Die Wirtschaft Deutschlands ist wie keine andere in der Welt auf das Auto ausgerichtet. Lange Zeit hat das Land davon auch gut profitiert. Doch nun wird die geballte Wirtschaftsmacht China, Indien und USA (hochsubventioniert) das ganze ins Wanken bringen. Nicht zuletzt durch den Dieselskandal haben viele Käuferinnen zu Recht das Vertrauen in die deutsche Autoindustrie verloren. Weil die Motoren von Audi, VW, Mercedes und BMW die strengen EU Massnahmen nicht erfüllten, hatten die findige deutsche Ingenieur*innen die Idee einfach eine Schummelsoftware zu installieren. So konnte man damals diese Autos günstiger als die Konkurrenz anbieten. Nun ist es vorbei. Wir haben, obwohl das keiner wahrhaben will, den Anschluss vor allem in der Elektromobilität verpasst. Ausserdem sind die Autos, nicht nur wegen der Löhne in Deutschland, nicht mehr konkurrenzfähig. Der Autokapitalismus, von dem Deutschland so lange gut gelebt hat, geht seinem Ende entgegen und man versucht heute wie gestern das mit merkwürdigen Maßnahmen, wie Brötchentaste, Parken auf Radwegen oder Autobahnen ohne Geschwindigkeitsbegrenzung, zu verhindern. Meine Prognose dazu wir müssen in Deutschland schleunigst von der Autoindustrie weg, sonst wird sie uns, zusammen mit dem Kapitalismus, in den Abgrund stürzen. Aber das ist ein anderes Thema.