Sonntag 02.10.22, 18:06 Uhr

Reverse Graffito zum Erinnern an Josef Anton Gera 1


Heiko Koch, Barbara Jessel (Die Grünen, Bochum) und die unterstützende Galerie Januar e.V. laden am 5. Oktober um 12.30 Uhr vor der Jahrhunderthalle zu einer Kunstaktion ein. Der Künstler Klaus Dauven wird eines seiner bekannten Reverse-Graffito* im Bochumer Westpark anfertigen. Dies macht er, um an Josef Anton Gera zu erinnern, der vor 25 Jahren auf dem damals brachliegenden Industriegelände aus homophoben Motiven von zwei Rechtsradikalen erschlagen wurde. In der Einladung heißt es: »Klaus Dauven ist weltweit bekannt für seine Reverse-Graffiti auf Staumauern, die er in Zusammenarbeit mit der Firma Kärcher in Japan, Süd-Korea, Frankreich und Deutschland angefertigt hat. Nicht weniger interessant sind seine Arbeiten auf Brücken, Kaimauern, Unterführungen, Fabrik- und Häuserwänden. Bei der Kunstform des Reverse Graffito entsteht eine Zeichnung aus dem Kontrast von gereinigter und ungereinigter Fläche, also durch das gezielte Abtragen von Verschmutzungen mit dem Hochdruckreiniger.

Seine Kunstwerke wirken auf die BetrachterInnen über die entstehenden Kontraste auf der Grundstruktur der bearbeitenden Fläche. Die Kunstwerke, die nun Teil des örtlichen Habitats sind, verändern sich durch Wind und Wetter
weiter, bis sie eines Tages nicht mehr mit den bloßen Augen wahrgenommen werden können. So wird das Graffito, das am 5. Oktober gegenüber dem Haupteingang der Jahrhunderthalle entstehen wird, nur einige Jahre zu sehen sein. Es entsteht – es ist – es vergeht. Wie das Leben eines Menschen.
Diese Wirkung erschien dem Initiator der Kunstaktion Heiko Koch als die geeignete Form, um an Josef Gera zu erinnern. Der Frührentner aus Bochum-Riemke war von zwei rechtsradikalen Wohnungslosen am 14. Oktober 1997 auf dem Brachgelände so schwer zusammengeschlagen wurde, das er drei Tage später im Elisabeth-Hospital an seinen inneren Verletzungen verstarb.
Obwohl die Täter aus ihrer rechtsradikalen Gesinnung kein Geheimnis machten, freimütig ihren Hass auf Schwule bekannten und damit prahlten „es einem Schwulen gezeigt zu haben“ wurde die Tat 1998 vor Gericht nicht als rechtsextremer und homophober Mord gewertet.
Die OrganisatorInnen der Kunstaktion sehen dies als Fehlentscheidung und einen Umstand, der für Bochums Stadtgeschichte so nicht hinzunehmen ist.

Der geplante Ort für das Graffiti

Was ist der Unterschied zwischen Graffiti und Graffito?

Graffiti ist eigentlich der Plural, also die Mehrzahl. Der Singular von Graffiti ist Graffito. Doch der Singular wird in Deutschland kaum genutzt, sodass aus dem Plural Graffiti die Einzahl geworden ist und Graffitis als Plural sprachlichen Gebrauch findet.