Montag 21.06.21, 14:41 Uhr
Bochumer Baubranche erwirtschaftete 580 Millionen Euro

Bauarbeiter für höhere Löhne


Die IG BAU organisiert heute anläßlich der aktuellen Tarifverhandlungen für die Beschäftigten im Baugewerbe Protestaktionen und teilt dazu mit: »Kurzarbeit und Homeoffice für die einen – volle Auftragsbücher und Überstunden für die anderen: Das Bochumer Baugewerbe hat im vergangenen Jahr rund 580 Millionen Euro erwirtschaftet – und damit maßgeblich zur Stabilisierung der heimischen Wirtschaft in Zeiten der Corona-Krise beigetragen.

Das teilt die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) mit. Die Gewerkschaft beruft sich hierbei auf eine aktuelle Schätzung des Pestel-Instituts (Hannover). Danach stieg die Bruttowertschöpfung in Bochums Bausektor innerhalb eines Jahres um 16 Prozent.

„Im Ruhrgebiet laufen die Arbeiten auf den Baustellen trotz Pandemie nach wie vor auf Hochtouren – vom Wohnungsbau über die Instandhaltung von Straßen bis hin zum Gleisbau“, sagt Sven Bönnemann, stellvertretender Regionalleiter der IG BAU Westfalen. Die Beschäftigten sollten nun an den guten Geschäften ihrer Firmen beteiligt werden. Mit einer Protest-Aktion von Bauarbeitern am heutigen Montag [f. d. Red.: 21. Juni] an der Ruhr-Universität Bochum will die Gewerkschaft auf die aktuellen Tarif-Forderungen für die Branche aufmerksam machen. Die Tarifverhandlungen für bundesweit 890.000 Bau-Beschäftigte gehen heute in die zweite Runde. Die Veranstaltung in Bochum ist Teil eines bundesweiten Aktionstages. Allein in Nordrhein-Westfalen soll es auf 20 Baustellen Protest-Kundgebungen geben, die per Videokonferenz vernetzt sind.

Die Gewerkschaft verweist auf die hohe Auslastung der Baufirmen in der Region, die gerade im Wohnungsbau den Aufträgen kaum hinterherkämen. Das zeige sich insbesondere am wachsenden „Bauüberhang“: So wurden laut Pestel-Institut in Bochum zwischen 2011 und 2019 rund 1.100 Wohnungen mehr genehmigt als fertiggestellt. „Diese Wohnungen müssen erst noch gebaut werden, um Abhilfe auf dem angespannten Immobilienmarkt zu schaffen. Dafür braucht es Maurer, Zimmerleute und Fliesenleger, die sich schon jetzt vor Arbeit kaum retten können. Es ist überfällig, dass die Beschäftigten mehr Anerkennung für ihren unverzichtbaren Job bekommen“, so Bönnemann. 

In der Tarifrunde fordert die IG BAU ein Einkommensplus von 5,3 Prozent. Außerdem soll es eine Entschädigung für die sogenannten Wegezeiten, also die langen, meist unbezahlten Fahrzeiten zu den Baustellen, geben. Darüber hinaus sollen die Lohnunterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland mehr als 30 Jahre nach der Einheit überwunden werden. Das Bauhauptgewerbe beschäftigt in Bochum laut Arbeitsagentur aktuell rund 3.200 Menschen.«