Freitag 23.04.21, 19:28 Uhr

ver.di: Corona-Notbremse in NRW Kitas wirkungslos!


Das NRW Familienministerium hat am gestrigen Donnerstag die offiziellen Informationen für Eltern, Träger und Beschäftigte zur Umsetzung der Bundesnotbremse in NRW Kitas veröffentlicht. Dazu erklärt die für diesen Bereich zuständige Bochumer ver.di Sekretärin Pamela Strutz: „Wir kritisieren die NRW-Regelungen als völlig unzureichend und als Luftnummer. Nach dem Schreiben des Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen ändert sich praktisch nichts. Ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 165 wechselt zwar der bisherige „eingeschränkte Regelbetrieb“ zur „bedarfsorientierten Notbetreuung“, doch dies geschieht ohne praktische Auswirkungen.“

Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di erklärt weiter: »Auch mit der „bedarfsorientierten Notbetreuung“ haben Kinder, für die der Besuch eines Betreuungsangebotes aus Gründen des Kinderschutzes erforderlich ist, besondere Härtefälle, Kinder aus belasteten Lebenslagen, Kinder mit Behinderungen, Kinder im letzten Jahr vor der Einschulung und Kinder, deren Eltern die Betreuung nicht auf andere Weise sicherstellen können -also praktisch alle Kinder-, Anspruch auf den Besuch der Kindertageseinrichtung.

Als einzige Änderung ist zu nennen, dass Eltern nun eine schriftliche „Eigenerklärung“ abgeben müssen, wenn sie keine andere Betreuungsmöglichkeit für ihre Kinder sehen. Allerdings ist hierfür keine Überprüfung oder z.B. eine Bestätigung des Arbeitgebers der Eltern vorgesehen.

„Viele Kita-Leitungen gehen davon aus, dass die Anzahl der täglich zu betreuenden Kinder völlig unbeeinflusst von der Bundesnotbremse bleibt.“, so Strutz. „Dies beunruhigt die Erzieherinnen und Erzieher extrem, zumal aktuell täglich neue Erkenntnisse in der Öffentlichkeit auftauchen, nach denen auch Kinder massiv am Infektionsgeschehen beteiligt sind.

Dabei ist den pädagogischen Fachkräften sehr wohl bewusst, dass einige Kinder besonders auf den Besuch der Kindertageseinrichtung angewiesen sind, damit sie keinen Schaden nehmen.“

Auf völliges Unverständnis stößt bei den Beschäftigten die Tatsache, dass die Testungen der Kinder, im Gegensatz zum Schulbereich, freiwillig bleiben. Die Kita-Fachkräfte berichten darüber, dass die Mehrzahl der Eltern die Selbsttests verweigert und bis zu 75% der Kinder die Einrichtung ohne Testung besuchen. Es ist somit weder einen verlässlichen Überblick über das Infektionsgeschehen möglich, noch ist das Personal ausreichend geschützt.

Darüber hinaus laufen die Lieferungen der Tests für die Einrichtungen sehr schleppend, es kommt weniger an, als bestellt wurde und es fehlt an kindgerechten Tests.

Die Gewerkschaft ver.di fordert die ausreichende Ausstattung der Kindertageseinrichtungen mit kindgerechten Testmaterialien und eine Testpflicht als Voraussetzung für den Besuch der Einrichtung.

Bis zur Realisierung lückenloser Testungen muss es eine echte Notbetreuung geben, bei der sich der Besuch der Kita auf die Kinder beschränkt, denen ansonsten Kindeswohlgefährdung droht und Kinder deren Eltern in systemrelevanten Bereichen tätig sind und dies nachweisen.«