Montag 28.10.24, 10:07 Uhr
Update! VCD und Linke im Rat zu einer Vorlage der Verwaltung

Superblock in Riemke


In einer Vorlage des Amtes für Stadtplanung und Wohnen für die nächste Sitzung der Bezirksvertretung Mitte wird ein Superblock* für Riemke vorgeschlagen. Dazu haben sowohl der VCD als auch die Linke im Rat eine Pressemitteilung veröffentlicht. Beide begrüßen den Vorschlag der Stadtverwaltung und der VCD schreibt: »Damit soll der Durchgangsverkehr in dem Viertel hinter dem Riemker Markt, zwischen Herner Straße, Cruismannstraße und Tippelsberger Straße, herausgenommen werden. Ein Superblock ist eine bewährte städtebauliche Maßnahme, um Stadtviertel von Durchgangsverkehr und den damit verbundenen Belastungen wie Lärm und Luftverschmutzung zu entlasten.

Diese Veränderung verbessert die Sicherheit für Fußgängerinnen, Fußgänger sowie Radfahrende und trägt gleichzeitig zu einer höheren Lebensqualität im Viertel bei.

Das Konzept, das ursprünglich aus Spanien stammt, wurde bereits erfolgreich in mehreren deutschen Städten umgesetzt – in Berlin als „Kiezblock“ und in Köln als „Superveedel“.

„In dem Viertel gab es schon lange Beschwerden wegen des Durchgangsverkehrs, der die Straßen des Viertels als Abkürzung nutzt. Die teilweise engen Straßen sind aber nicht für so viel Verkehr ausge­legt“, meint Marek Nierychlo, einer der Anwohner. Die Stadt hatte durch Poller und Einbahnstraßen versucht das Problem zu lösen – aber leider mit geringem Erfolg. Jetzt soll der Stadtteil für den Auto­verkehr geteilt werden. Autofahrer sollen das Stadtviertel nicht mehr durch­fahren können. Der Anliegerverkehr bleibt aber erhalten. Radfahrer und Fußgänger sind durch die Maßnahme nicht eingeschränkt.

„Wenn der Durchgangsverkehr durch das Stadtviertel herausgenommen worden ist, sollten als nächster Schritt Maßnahmen für eine bessere Aufenthaltsqualität im Viertel unternommen werden.
Dazu gehören unter anderem mehr Grün im Viertel, Spielmöglichkeiten für Kinder, Stadtmöbel für Aufenthalt und Kommunikation“, so Karl-Heinz Hüsing vom VCD. Erst dann werde das Viertel zu einem richtigen Superblock nach spanischem Vorbild.«

Horst Hohmeier startet seine Erklärung für die Linke im Rat mit der Feststellung, dass die Verwaltung fortschrittlicher sei als der Rat und erläutert: »In der Ratssitzung am 10. Oktober wurde das Handlungskonzept Wohnen beschlossen. Dazu gab es einen Ergänzungsantrag der Partei Die Linke, in der unter anderem die Einführung des Konzeptes Superblocks beantragt wurde. Im Antrag heißt es:

Einführung des Konzeptes Superblocks um lebenswerte kleine Quartiere zu schaffen und Ausweich- und Durchgangsverkehre zu verhindern. Dabei sollen Initiativen von Anwohner:innen, die es mittlerweile auch in Bochum gibt, unterstützt und begleitet werden. In Köln wurden solche Maßnahmen bereits erfolgreich umgesetzt.

Dieser Antrag wurde von fast allen im Rat vertretenen Parteien abgelehnt.
Nun legt das Amt für Stadtplanung und Wohnen eine Vorlage für die kommende Sitzung der Bezirksvertretung Mitte vor, in der genau das gefordert wird.

Maßnahmenvorschlag „Superblock“


Auch wenn die beiden Abpollerungen grundsätzlich positiv bewertet wurden und der Verkehr im Wohngebiet insgesamt deutlich zurückgegangen ist, gab es Verkehrsverlagerungen in Straßen, in denen auf Grund fehlender Gehwege viele Fußgängerinnen und Fußgänger auf der Straße laufen. Dies betrifft v.a. die Windthorststraße, die viele zu Fuß Gehende als Verbindung zum Riemker Markt bzw. zur dort befindlichen Haltestelle der U35 nutzen. Um diesen Mangel zu beheben, schlägt die Verwaltung nun eine weitergehende Maßnahme vor, die grundsätzlich das gleiche Ziel hat und auch erfüllen würde: Unterbindung des Abkürzungsverkehrs von der Herner Straße. Allerdings würden nun die Anwohnenden direkter auf die Hauptverkehrsstraßen im Umfeld (Herner Straße, Cruismann-straße, Tippelsberger Straße) geleitet, während sich die Verkehrsströme innerhalb des Wohngebietes im Gegensatz zu 2022 kaum verändern. Das heißt, es gäbe für die Anwohnenden im Vergleich zum Zustand 2022 keine Mehrbelastungen, aber teilweise deutliche Reduzierungen, die in der Evaluation bereits bestätigt wurden. Jedoch müssen dafür bauliche Änderungen erfolgen, die derzeit mit circa. 110.000 Euro (brutto) veranschlagt werden.
Dabei wird auf das sog. Konzept der Superblocks, auch Quartierblocks oder Kiezblocks genannt, zurückgegriffen. Grundprinzip eines Superblocks ist es, den gebietsfremden Verkehr mittels Diagonalsperren im Wohngebiet zu unterbinden und den Verkehr der Anwohnenden auf kurzem Weg zu den Hauptverkehrsstraßen zu leiten.
In der Begründung des Ratsmitglieds Horst Hohmeier, Die Linke heißt es dazu:
Kein Verständnis hat GuWoBo (Initiative Gutes Wohnen in Bochum) und auch wir dafür, dass der Entwurf Konzepte, die in anderen Kommunen erfolgreich angewendet werden, nicht mal in Erwägung zieht oder sogar explizit ablehnt. Dazu gehören Milieuschutzsatzungen/bzw. soziale Erhaltungssatzungen und die Möglichkeit durch das Prinzip der Superblocks Anwohner:innen die Gestaltung ihrer Wohnumgebung zu ermöglichen.«

* Die Linke im Rat erläutert den Begriff: »Das städtebauliche Modell des Superblocks wurde etwa seit Mitte der 1990er Jahre von Salvador Rueda entwickelt. Der Spanier ließ darin Aspekte aus seinen verschiedenen Fachbereichen (Biologie, Psychologie, Umwelttechnik und Energiemanagement) einfließen, aus denen er 2012 mehrere Gestaltungsprinzipien ableitete. Sie basieren auf dem Konzept der wiederkehrenden städtebaulichen Erscheinungsformen sowie funktionaler Gesetzmäßigkeiten, die für jede Stadt von Bedeutung sind:
Die Konsequenzen urbanen Handelns für Ökonomie, Ökologie und das soziale Zusammenleben oder die Effizienz städtischer Versorgungskreisläufe gehören zu den Grundlagen, an denen sich Ruedas Modell orientiert.«