Samstag 25.02.23, 18:07 Uhr
Redebeitrag von Reinhard Junge, VVN-BdA, auf der Demonstration des Bochumer Friedensplenums und der DFG-VK am 24. 2. 2023

Frieden schaffen


Reinhard Junge, VVN-BdA

Zugegeben: Ich habe mich lange davor gedrückt, hier zu sprechen. Wer setzt sich schon freiwillig auf einen heißen Grill? Dort landet man im Moment unausweichlich, wenn man vergisst, Putin in jedem Satz einen Verbrecher zu nennen.

Wer erwähnt, dass jeder Krieg – also auch der gegenwärtige – eine Vorgeschichte hat, gilt schon als Sprachrohr Moskaus. Wer daran erinnert, dass die ukrainische Armee acht Jahre lang Krieg gegen den Donbass geführt hat, wird zumindest belehrt, dass jeglicher Separatismus das Völkerrecht verletze.

Alles, was vor diesem Krieg passiert ist, wird ignoriert – so, als ob es vor 2020 keine europäische Geschichte gegeben habe. Und in mehr als 90 % aller Medien sind die Russen die Bösen – und der freie Westen müsse Russland abstrafen. Wer – wie wir – Waffenstillstand und Verhandlungen fordert, gilt inzwischen als Verräter oder Idiot.

Gestattet mir, an das Jahr 1999 zu erinnern – viele von euch waren damals noch nicht geboren oder noch im Kindergarten. Ich war damals schon 53. Das frühere Jugoslawien war bereits, vor allem von unserem Außenminister Genscher ermuntert, in 5 oder 6 Teilstaaten zersplittert, als sich im Süden Serbiens muslimischer Widerstand regte.

Zuerst wurden diese Leute in unseren Medien Separatisten genannt, tags drauf waren das bereits Freischärler und nochmal 24 Stunden später Freiheitskämpfer. Serbiens Soldaten kämpften weiter und da startete die NATO eine„militärische Operation“. Deutsche und US-Flieger bombardierten Belgrad und andere Städte, zerstörten Brücken und Verkehrswege. Nach NATO-Angaben mindestens 5000 zivile Opfer.

Sanktionen? Keine. Aber der neue grüne Außenminister Joschka Fischer heulte uns im Fernsehen vor, das sei kein Krieg, sondern es gehe darum, eine „humanitäre Katastrophe zu verhindern. Fischer wurde dafür auf einem Parteitag in Bielefeld noch mit faulen Tomaten beworfen, heute ist diese einstige Friedenspartei gänzlich zur Kriegspartei verkommen und sogar in der Führung der Linken stimmt man militärischer Hilfe zu – natürlich nur von Verteidigungswaffen. Pfui Teufel!

Was wir täglich im Fernsehen vorgesetzt bekommen – Heuchelei und Gehirnwäsche. Die herrschende Meinung ist die Meinung der Herrschenden. Unsere Regierung? Die regiert nur – aber in Wirklichkeit herrschen hier die großen Banken und die Rüstungsindustrie. Deren Geschäfte besorgen Figuren wie Strack-Zimmermann, die im Vorstand eines rheinischen Rüstungskonzerns sitzt. Baerbock und von der Leyen haben ihren Russenhass auf derselben Londoner Uni gelernt, an der auch Obama studiert hat. Der hat einst einen Kommandotrupp nach Pakistan geschickt und per Livestream die Ermordung Bin Ladens verfolgt. Völkerrecht a la USA. All denen hat Putin ein Geschenk gemacht – und wer bezahlt für die Milliarden, die der Krieg kostet? Achtet beim Einkauf mal auf den Kassenzettel.