Donnerstag 08.07.21, 21:55 Uhr
Demonstration am 3. 7. 2021: Solidarisch und entschlossen gegen „Querdenken“, Antisemitismus und Nazis!

Redebeitrag der antifaschistischen Gruppen


Hallo Bochum,

wir als Antifaschist*innen sind heute in einer lauten und kämpferischen Demo zu dieser Kundgebung gekommen. In dieser Demo haben wir unsere Kritik an den Maßnahmen und dem Handeln der Machthabenden zur Eindämmung der Pandemie geübt und uns gegen die allgegenwärtige kapitalistische Verwertungslogik gestellt. Kritik an den Maßnahmen und gesellschaftlichen Strukturen ist richtig und wichtig. Dennoch haben wir nichts mit den selbsternannten Querdenker*innen dort drüben auf dem Kirmesplatz gemeinsam. Denn wir stützen uns auf Erkenntnisse der Wissenschaft, fallen nicht auf antisemitische Verschwörungstheorien rein und in keinem Fall gehen wir gemeinsam mit Faschos auf die Straße! Auch „Querdenken“ behauptet immer wieder von sich selbst, nichts mit Nazis zu tun zu haben, aber die bisherigen Geschehnisse in und außerhalb Bochums sprechen eine andere Sprache.

Wir haben alle noch die Bilder vor Augen, als im letzten Jahr die Treppen des Reichstages von Teilnehmenden einer Querdenken-Demo mit schwarz-weiß-roten Fahnen gestürmt worden sind. Wir haben alle die Entwicklung von Attila Hildmann vom veganen Kochbuchautor zum polizeilich gesuchten Volksverhetzer mitbekommen. Aber so offensichtlich ist es nicht immer. Faschos tragen nicht nur schwarz-weiß-rote Fahnen sondern auch Anzug und Krawatte.

Die AfD hat sich nach kurzzeitiger Zustimmung zu den getroffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie auf ihre Rolle als rechte Protestpartei zurück besonnen. Die Partei begann die verschwörungsideologischen Thesen und Proteste zu unterstützen und auf Stimmenfang zu gehen – mehr oder weniger erfolgreich. Die AfD benannte sich selbst zum „parlamentarischen Arm“ der Anti-Corona Proteste und zeigte sich personell immer wieder auf großen oder kleinen verschwörungsideologischen Veranstaltungen oder organisierte einfach ihre eigenen. So reisten beispielsweise ganze Delegationen der Jungen Alternative zur Querdenken-Großveranstaltung in Berlin und feierten via Social Media den eben schon erwähnten Sturm auf den Reichstag. Andere AfD’ler*innen kamen als Gruppe mit abgestimmten Schildern, auf denen sie Merkel, Drosten und Weitere für „schuldig“ bekannten und sie in Gefängniskluft steckten. Die AfD macht sich gut zwischen Reichsbürger*innen, Identitären und Neonazis. Aber bei der bloßen Teilnahme belässt sie es nicht. In zahlreichen Städten organisierten deren Mitglieder eigene Anti-Corona-Proteste. Beispielsweise in Halle, Dresden oder Gelsenkirchen.

Auch die extreme Rechte steht der AfD in nichts nach. Immer wieder zeigen sich bekannte rechte Akteur*innen auf den verschwörungsideologischen Anti-Corona Demos und versuchen diese für ihre Zwecke zu vereinahmen – und das wird ihnen von Querdenken und Co. nicht besonders schwer gemacht. So traten in Bochum mit den ersten Aktionen von Verschwörungsideolog*innen auch Kader der NPD wie Claus Cremer oder Shauna Charis Seidel auf die Straße. Angeblich war deren extrem rechter Hintergrund nicht bekannt, schwer zu glauben allerdings, denn Shauna Charis Seidel trug bei einem ihrer Auftritte ein Ku Klux Klan Shirt. Antifaschistischer Intervention und Aufklärung ist es zu verdanken, dass sie nicht weiter Fuß fassen konnten und auch die Spaziergänge dieser verschwörungstheoretischen Gruppe bald aus dem Stadtbild verschwanden. Danke Antifa!

Auch die Bruderschaft und Schwesternschaft Deutschland zeigte sich auf Veranstaltungen verschwörungsideologischer Bochumer Gruppen. Bei der letzten Veranstaltung von Querdenken 234 hier auf dem Kirmesplatz liefen sie in einer kleinen Brigade auf, der es allerdings zwischen Hippies und Ballweg-Fans schnell langweilig wurde. Falls die Brüder und Schwestern heute wieder anwesend sein sollten senden wir euch einen kleinen Gruß von der Gegenkundgebung. Denn Bochum hat Anfang des Jahres bereits gezeigt, was es von dem Auftreten dieser Gruppierungen hält. Der Vereinahmung der verschwörungstheoretischen Kundgebung am Husemannplatz inklusive aufgebauten Bedrohungsszenario stellte sich ein motivierter und dynamischer Gegenprotest entgegen und wies Bruder- und Schwesterschaft in ihre Schranken. Nach zwei Auftritten in Bochum war der Spuk wieder vorbei. Auch hier können wir nur sagen: Danke Antifa!

Doch trotz aller Gegenproteste, trotz aller Aufklärung, die geleistet wird, finden rechte Kräfte immer wieder Anschluss an die verschwörungsideologische Szene und nehmen an Veranstaltungen und der Organisation dieser teil. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Viele der wirren und antisemitischen Theorien, die die Verschwörungsideolog*innen erzählen, sind schon lange in rechtem Gedankengut verankert. Sei es eine jüdische Weltverschwörung, die „Lügenpresse“ oder die Unterdrückung der Deutschen durch die links-grün-versifften Machthabenden – Faschos können bei diesen Parolen prima andocken, sie mit ihren Ideologien unterfüttern und weiterspinnen. Ideologien in denen ein Tag X prophezeit wird, an dem sich bewaffnet werden muss, um das eigene Volk zu verteidigen. Eine Geschichte, die in Zeiten einer weltweiten Pandemie in der viele um ihre Existenz und Zukunft bangen müssen, leider viel zu gut ankommt. Faschos haben Erfahrungen mit „Massenbewegungen“, seien es nun Pegida oder die verschwörungsideologische sogenannte „Friedensbewegung“, in der 2014 schon Ken Jebsen mitgemischt hat. Lasst es uns ihnen nicht zu einfach machen! Nicht alle Teilnehmenden dieser Veranstaltung sind stramm rechts, aber sie bieten extrem Rechten einen Anknüpfungspunkt und eine Plattform, über die sie ihre menschenverachtenden Ideologien propagieren können! Es ist unsere Pflicht als Antifaschist*innen diese selbsternannten Bewegungen zu beobachten, zu stören und zu zerschlagen! Ob nun Querdenken in Bochum oder die verschwörungsideologischen Spaziergänge in Bottrop, bei denen wöchentlich bis zu 20 Mitglieder der Bruderschaft und Schwesternschaft nahezu ungestört durch die Straßen marschieren! Holt euch die Straße zurück und zeigt, dass ihr kein Bock auf Verschwörungsideolog*innen und Faschos habt! Bleibt kritisch, bleibt kämpferisch, bleibt stabil! Danke Antifa!