Donnerstag 03.09.20, 08:36 Uhr
Die Veranstaltung fällt aus!

Ingrid Strobl: „Vermessene Zeit – der Wecker, der Knast und ich“


Am Dienstag, den 08.09., um 19.00 lädt der Bahnhof Langendreer in Kooperation mit dem „Politischen Archiv“ zu Lesung und Gespräch mit der Journalistin und Autorin Ingrid Strobl ein. Sie wird ihr Buch „Vermessene Zeit – der Wecker, der Knast und ich“ vorstellen, das im März erschienen ist. Im Dezember 1987 wird Ingrid Strobl in ihrer Kölner Wohnung festgenommen, nach §129a StGB – Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Sie hatte einen Wecker der Marke Emes Sonochron gekauft, für einen Bekannten, wie sie sagte, der sie darum gebeten hatte. Dieser Wecker wurde als Zeitzünder bei einem Sprengstoffanschlag der »Revolutionären Zellen« auf ein Lufthansagebäude verwendet, bei dem ein Sachschaden entstand. Mit dem Anschlag wurde gegen die Abschiebepraxis von Asylsuchenden protestiert, was Ingrid Strobl befürwortete. Sie weigert sich, den Namen des Bekannten zu nennen, und bleibt in Untersuchungshaft. Im Juni 1989 wird sie zu fünf Jahren Haft verurteilt. Nachdem der Bundesgerichtshof das Urteil zunächst aufgehoben hat, wird Ingrid Strobl in der Revisionsverhandlung schließlich wegen Beihilfe zu einem Sprengstoffanschlag zu drei Jahren Haft verurteilt, 1990 wird sie aus dem Gefängnis entlassen.

Im Gefängnis lernt Ingrid Strobl eine ihr völlig fremde Welt kennen, eine Welt von Schmerz und Sucht, von Wut und Unterwerfung. Kraft zieht sie vor allem aus der Arbeit an einem Buch über Widerstand von Frauen im deutsch besetzten Europa, an dem sie schon vor ihrer Verhaftung gearbeitet hatte.

Dreißig Jahre später reflektiert Ingrid Strobl in dem sehr persönlichen Buch „Vermessene Zeit“ über das Leben im Gefängnis, politischen Aktivismus von Frauen und individuelle Verantwortung. Dabei fragt sie auch nach der Legitimation von Widerstand und Gewalt.

Eintritt frei