Donnerstag 05.07.07, 12:10 Uhr
Armutsfolgen für Kinder in Bochum beseitigen

DGB: Kampf der Kinderarmut


Wer A(rmut) sagt, muss auch B(ildung) sagen: Angesichts der hohen Zahl der Kinder, die in Bochum in Armut aufwachsen, geht die DGB-Region Ruhr Mark in die Offensive und fordert die politisch Verantwortlichen auf, gegenzusteuern – vor allem durch Investitionen in die Bildung.
„Nicht jedes Kind in Bochum hat Mittagsverpflegung. Die Versorgung mit Schulbüchern für Kinder von Hartz IV Empfängern ist mangelhaft geregelt. Viele können sich die Klassenfahrten nicht leisten,“ so DGB Regionsvorsitzender Michael Hermund. „Arme Kinder haben schlechtere Startchancen.“ Allein die auf 167 Euro geschätzten Kosten für die Einschulung seinen mit dem ALG II-Regelsatz nicht zu bezahlen.
Nach der Sommerpause will der DGB eine Initiative zur Bekämpfung der Kinderarmut und zur Verbesserung der Bildungschancen starten. Eine Forderung, die laut Hermund von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung sei, denn: „Kinderarmut nimmt den Betroffenen die Chance, ihr Leben eigenständig zu gestalten. Geld was jetzt nicht in Bildung investiert wird, muss später als Hilfe oft dauerhaft gezahlt werden.“
Bald jedes vierte Kind in Bochum ist arm – mit diesem (durch offizielle Zahlen unterfütterten) Hinweis hatte der DGB für Aufsehen gesorgt. 10.637 arme Kinder unter 15 Jahren gebe es in Bochum, so die Gewerkschaft, Tendenz steigend. Und: Nehme man die Armutsdefinition der EU als Grundlage, lebten in Bochum sogar noch weit mehr Kinder am Existenzlimit.
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigten, dass Armut bei Kindern zu schwerwiegenden Benachteiligungen führe, besonders auch im Bereich der Bildung. „Armutsbenachteiligte Jugendlichen bleiben in der Konkurrenz um Ausbildungsplätze auf der Strecke.“
Verschärft würde die Lage dadurch, dass Unternehmen für „Einfach-Arbeitsplätze“ verstärkt formal qualifizierte Fachkräfte einstellten. Das heißt: Kinder mit unzureichender Förderung und ohne Ausbildung hätten auch im Niedriglohnsektor kaum Chancen. Besonders betroffen seien Kinder aus Migrantenfamilien. Hinzu komme: Der Fachkräftebedarf steige enorm.
Gemeinsam mit der GEW fordert der DGB einen Masterplan Bildung für das Ruhrgebiet. In Bochum sollten sich angesichts des Problemdrucks alle Beteiligten zusammen finden, um die Armutsfolgen für Kinder zu beseitigen. Dabei ist sich der DGB bewusst, dass die Stadt Bochum die Probleme nicht allein bewältigen kann. Von Land, Bund und EU muss es mehr Unterstützung geben, damit vor Ort gehandelt werden kann!