Dramatische Haushaltssituation erzwingt Prioritätensetzung - Spielstätte der Symphoniker zur Zeit nicht finanzierbar
08.11.2005: Die Kreismitgliederversammlung der Bochumer Grünen hat heute folgenden Beschluss gefasst:
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Wünschenswert aber momentan nicht finanzierbar: Eine Spielstätte für die Bochumer Symphoniker
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"Mit großer Sorge sieht der grüne Kreisverband die aktuelle
Haushaltssituation. Durch den nicht genehmigten Haushalt und die
Auflagen der Bezirksregierung wird der Handlungsspielraum der Stadt
immer stärker eingeschränkt.
Aufgrund des erheblich reduzierten Kreditrahmens für den
Vermögenshaushalt muss die Stadt - gesamtwirtschaftlich kontraproduktiv
- ihre Investitionen deutlich zurückfahren. Wir reden längst nicht mehr
über das Wünschbare, sondern sind gezwungen, aus dem eigentlich
unumgänglich Notwendigen noch einmal eine Auswahl zu treffen.
Überfällige Sanierungsmaßnahmen müssen deshalb weiter in die Zukunft
verschoben werden.
Das mittelfristig wichtigere Problem liegt jedoch im
Verwaltungshaushalt. Ohne Abbau des Defizits von mindestens 40 Mio €
gibt es keine Aussicht auf ein genehmigtes Haushaltssicherungskonzept,
das der Stadt wieder neue Handlungsspielräume eröffnen würde. Da die
Stadt schon jetzt kein Geld für Überflüssiges ausgibt, muss auch hier
mit schmerzhaften Kürzungen beim eigentlich Notwendigen in allen
Bereichen gerechnet werden.
Vor dem Hintergrund dieser dramatischen Haushaltssituation fordert
der Kreisverband die Ratsfraktion auf, bei den bald anstehenden
Haushaltsberatungen klare Prioritäten zu setzen. Die grünen
Schwerpunkte müssen bei Kinderbetreuung, Schulen, Erhalt der
Gebäudesubstanz und bei der Energieeffizienz liegen. Ausgaben in diesen
Bereichen sind Investitionen in die Zukunft. Sie tragen dazu bei,
spätere Folgekosten zu vermeiden, und entlasten dadurch letztendlich
den Verwaltungshaushalt.
Vor dem Hintergrund der dramatischen Haushaltssituation muss auch
die grüne Position zu einer eigenen Spielstätte für die Symphoniker
überdacht werden. Es steht außer Frage, dass eine eigene Spielstätte
mit optimaler Akustik wünschenswert ist und eine weitere Steigerung des
jetzt schon hervorragenden künstlerischen Niveaus der Symphoniker
ermöglichen könnte. Deshalb haben die Grünen bisher die Planungen am
Standort Jahrhunderthalle mitgetragen unter der Voraussetzung, dass der
Kostenrahmen von 15 Mio € nicht überschritten wird. Diese Beschlusslage
passt nicht mehr in die aktuelle haushaltspolitische Landschaft. Schon
am Anfang der Überlegungen zu einer eigenen Spielstätte der Symphoniker
war allen Beteiligten klar, dass die Stadt das Projekt wegen seiner
finanziellen Dimension in der schon damals angespannten
Haushaltssituation nicht über den Vermögenshaushalt selbst finanzieren
könnte, sondern über einen Dritten vorfinanzieren lassen müsste. Die
Refinanzierung über Mietzahlungen würde dann den Verwaltungshaushalt
belasten.
Wenn schmerzhafte Kürzungen im Schul- und Sozialbereich drohen, der
Sanierungsstau bei den städtischen Gebäuden weiter anwächst und die
bestehende Infrastruktur gefährdet ist, ist ein neues Projekt, das den
Verwaltungshaushalt auf Dauer jährlich mit einem Millionenbetrag
belasten würde, nicht zu verantworten. Dies gilt um so mehr, als die
PCB-Sanierung der Erich-Kästner-Schule und des Schulzentrums
Wiemelhausen ansteht. Die geschätzten Kosten von rund 40 Mio € können
nur über Dritte finanziert werden. Durch diese dringende Maßnahme der
Gesundheitsvorsorge wird der Verwaltungshaushalt ohnehin schon für
einen längeren Zeitraum extrem belastet. Unabweisbar sind auch
Investitionen in den städtischen Altenheimen, damit diese
wirtschaftlicher arbeiten können und den alten, pflegebedürftigen
Menschen eine angemessene Umgebung bieten können.
Die Kreismitgliederversammlung fordert deshalb die Ratsfraktion auf,
die Planungen für eine eigene Spielstätte bis auf weiteres nicht
weiterzuverfolgen und keinem Haushalt zuzustimmen, der dafür Mittel
bereitstellt".
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